Spirits Still & The Last Judgement
Spirits Still
„Die Bilder von Spirits Still kamen sowohl unerwartet als auch ungefragt. Die Einzelbilder wurden der Flüchtigkeit eines Filmes entzogen und eingefroren. Leviathan wurde am, auf und im Meer gefilmt. Als wir ohne konkretes Ziel den Film sichteten, immer wieder an verschiedenen Stellen anhielten, ein Bild nach dem anderen vorwärts und rückwärts bewegten, wurden wir von Erscheinungen vereinnahmt, die unsichtbar bleiben, wenn man ihn in ‚Echtzeit’ abspielt. Nach der Fertigstellung von Leviathan ließen uns diese gefundenen Bilder nicht mehr los. Wir ‚fischten’ uns durch die 130.500 Einzelbilder und isolierten davon 686, die uns dann erneut verfolgten. Ein Dutzend von ihnen werden nun in der Installation gezeigt.“ – Lucien Castaing-Taylor, Véréna Paravel
Eine apokalyptische Vision der Durchwirbelung von Meer und Himmel. Die Elemente verschmelzen und zerfallen, unmögliche Perspektiven kollidieren miteinander und trennen sich wieder.
He Maketh a Path to Shine after Him; One Would Think the Deep to be Hoary
Die Installation bearbeitet Über- und Unterwassersequenzen des Films Leviathan neu und wird somit zu einer archäologischen Untersuchung des Meeres und des Bildes. In einem Fünfzigstel der Zeit projiziert, in der die Bilder aufgenommen wurden, findet zugleich eine Verlangsamung der Bewegungen wie auch eine Animation der Standbilder statt. Dabei wird ein Universum an der Grenze des menschlichen Sehvermögens offenbart. Es wird eine Unterwelt aus wässrigen Formen sichtbar, die in einem Bild auftauchen und im nächsten schon wieder verschwinden – oder in etwas anderes verwandelt werden.
Format: HD Video
Länge: 360 min
Leviathan
„Die Menschheit ist vom Meer besessen. [...] Es verhandelt die Grenze zwischen Leben und Tod, Oben und Unten, Luft und Wasser. [...] Es ist unendlich schön – wenn auch beunruhigend tief.“ – Lucien Castaing-Taylor, Véréna Paravel
Ein Jahr verbrachten Castaing-Taylor und Paravel filmend mit Hochseefischern aus New England auf dem Meer. Das Porträt der Fischereiarbeit, das daraus hervorging, steht in der alten Tradition, Fischerleute als Motiv für Bilder zu benutzen. Und dennoch widersteht der Film jedweder Romantisierung und dem Anthropozentrismus, die oftmals mit dieser Tradition einhergehen. Er evoziert vielmehr eine weniger emotionale Beziehung zwischen Mensch und Ozean sowie eine in ästhetischer und ontologischer Hinsicht gleichwertige Gewichtung von Humanem, Ökologischem und Industriellem.
In den gleichen Gewässern, in denen Melvilles Pequod Moby Dick jagte, fängt Leviathan den Zusammenprall von Mensch, Natur und Maschine ein. Mit einem Dutzend Kameras gedreht – die herumgeschleudert und angebunden sowie von Fischer zu Filmemacher gereicht wurden – entsteht das kosmische Porträt eines der ältesten Unterfangen des Menschen.
Länge: 87 min
Lucien Castaing-Taylor, geboren 1966 in Liverpool, England und Véréna Paravel, geboren 1971 in Neuchâtel, Schweiz, leben und arbeiten in Cambridge, USA.