Jugendliche in einer Oberschule in der kanadischen Provinz. Das Alter zwischen Kindheit und Erwachsensein: Grenzen werden erprobt und übertreten. Eben noch malt man sich ein Filzstifttattoo auf den Arm und bastelt im Unterricht Fische aus Pappmaschee, dann raucht man schon in der Pause Zigaretten und weiß den lokalen Cannabis-Dealer zu identifizieren. Diese Seite der Lebenswirklichkeit, Regelverstöße, schulische Disziplinprobleme und Konflikte untereinander scheinen in den langen Gesprächen auf, die die Jugendlichen mit Sozialpädagogen führen. Die Schule interessiert hier weniger als eine wissensvermittelnde Institution, sondern ist die letzte Einflussmöglichkeit der Gesellschaft auf ihre Kinder. So wie sie hier kollektiv gegen Krankheiten geimpft werden, wird auch die moralische Richtschnur des gesellschaftlichen Miteinanders für sie aufgespannt.
Der Film selbst ist dabei ganz und gar nicht sozialpädagogisch. Aus den ruhigen Beobachtungen der Gespräche und den durchkomponierten Bildern der Jugendlichen in ihrer Freizeit spricht Interesse und Empathie für einen merkwürdigen Lebensabschnitt. Dem süßen Vogel Jugend sieht er geduldig bei seinen Flugversuchen zu. (Anna Hoffmann)
Jean-François Caissy, geb. 1977 in St. Omer, Québec. Nach einer Ausbildung zum Fotografen stellte er seine Bilder in zahlreichen Galerien und Museen aus. 2005 realisierte er seinen ersten Dokumentarfilm, La saison des amours. Im Forum 2010 mit La belle visite.
Produktion: National Film Board of Canada, Montreal
Buch: Jean-François Caissy
Kamera: Nicolas Canniccioni
Format: DCP Cinemascope, Farbe
Länge: 76 min
Sprache: Französisch
Foto: © National Film Board of Canada