Auf einen Aufruf, ihm selbst erlebte Geistergeschichten zu erzählen, erhielt der australische Filmemacher Warwick Thornton große Resonanz. Sowohl Aborigines als auch Weiße erzählten ihm von ihren Begegnungen mit dem Jenseits. Geister, Untote und außerkörperliche Erfahrungen sind in der Filmgeschichte nichts Neues. Thorntons Umgang mit diesen Geschichten ist aber weit vom Genrefilm entfernt. Er hat eine Auswahl der von ihm geführten Interviews an sorgfältig ausgewählten Orten mit Schauspielern nachinszeniert und dabei für jede einzelne Geschichte eine angemessene Form gefunden: Da ist die Frau, die den Geist ihres toten Bruders befreit. Der Mann, der einer Verstorbenen die Blumen zurückbringt, die seine Frau bei deren verlassenem Haus mitgenommen hatte. Die Forscherin, die die Stimmen der zu Forschungszwecken vermessenen und sezierten Aborigines hört, deren sterbliche Überreste bis heute nicht bestattet sind. Thorntons Inszenierung setzt sie keinem psychologischen, ethnologischen oder religionswissenschaftlichen Blick aus. Sie nimmt eine Beziehung zum Jenseits als selbstverständlich an und zeigt, dass man darüber unheimliche, traurige und auch lustige Geschichten erzählen kann. (Anna Hoffmann)
Warwick Thornton, geb. 1970 in Alice Springs, Australien, hat bei mehreren Spielfilmen als Kameramann mitgewirkt. 2004 drehte er Green Bush, seinen ersten Kurzfilm. The Darkside ist sein dritter abendfüllender Film.
Produktion: Scarlett Pictures, Surry Hills, Sydney
Kamera: Warwick Thornton
Darsteller: Deborah Mailman, Bryan Brown, Aaron Pedersen, Shari Sebbens
Format: DCP Cinemascope, QuickTime ProRes 1:1.78 (16:9), Farbe
Länge: 94 min
Sprache: Englisch
Foto: Warwick Thornton