Andi spielt E-Gitarre und ist Waffennarr. Michi hofft, mit seinen Doc Martens auf der richtigen Seite zu sein. Ramona sucht eine Lehrstelle und will partout ein Lippen-Piercing. Die drei 15-Jährigen leben in Ebensee, einem kleinen Ort in Österreich, wo Jugendliche 2009 die jährliche Feier zum Gedenken an die Toten des ehemaligen Konzentrationslagers mit Softguns störten.
Auf Michis Computer findet sich ein Volkslied über sein Heimatdorf „an der grünen Traun“ genauso wie der Song „Punk war ich schon als Kind“. Wenn man ihn dann noch als Michael-Jackson-Imitator, bei der Brauchtumspflege mit Ratschen, Lederhose und Trachtenhut und beim Blödeln über Anti-Nazi-Graffiti erlebt, entsteht ein prägnantes Bild vom komplizierten Prozess jugendlicher Selbstfindung und Persönlichkeitsbildung. Und davon, wie kurz der Weg beim Wechseln unterschiedlichster Identitätsentwürfe sein kann. Anhand von schön fotografierten Momentaufnahmen aus dem Alltag der Teenager im Verlauf eines Jahres sowie Aussagen von ihnen und ihren Eltern über den Umgang mit der NS-Zeit skizziert der Film darüber hinaus, auf welche Befindlichkeiten die offizielle Gedenkkultur heutzutage trifft. Nicht nur in Ebensee. (Birgit Kohler)
Sebastian Brameshuber, geb. 1981 in Gmunden, Österreich, studierte Bühnen- und Filmgestaltung. Seit 2004 realisierte er unter dem Pseudonym “Fordbrothers” gemeinsam mit Thomas Draschan kurze, experimentelle Film- bzw. Videoarbeiten. Und in der Mitte, da sind wir ist nach Muezzin (2009) sein zweiter abendfüllender Dokumentarfilm.
Produktion: KGP Kranzelbinder Gabriele Production, Wien
Buch: Sebastian Brameshuber
Kamera: Klemens Hufnagl
Format: DCP 1:1.85, Farbe
Länge: 85 min
Sprache: Deutsch
Foto: © KGP