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Am 27. Januar 2011 gelang es den ägyptischen Machthabern, als Reaktion auf die beständig zunehmenden Proteste das Internet komplett abzuschalten. Innerhalb eines Wochenendes entwickelte eine Gruppe von ProgrammiererInnen eine Plattform namens Speak2Tweet, die es den ÄgypterInnen erlaubte, trotz der Internetblockade Meldungen und Nachrichten auf Twitter via Voicemail zu posten. Das Ergebnis waren Tausende von ergreifenden Botschaften von ÄgypterInnen, die ihre Gefühle mittels Telefon aufzeichneten. Nur wenige Jahre später geht die Revolution zwar weiter, aber diese Nachrichten sind nicht länger für die Öffentlichkeit verfügbar. Speak2Tweet bildet ein einmaliges Archiv der kollektiven Psyche; während die einzelnen Stimmen in den Tiefen des Cyberspace verschwinden, bringt das Projekt die einzigartigen Narrative zum Vorschein und verlinkt diese erneut mit der physischen Welt. In diesem ständig wachsenden Archiv experimenteller Filme werden Speak2Tweet Botschaften von vor dem Sturz Mubaraks am 11. Februar 2011 verwendet und mit Aufnahmen verlassener Gebäuden zusammen gebracht werden. Sie repräsentieren die lang anhaltenden Nachwirkungen einer korrupten Diktatur. Das Projekt befragt die Re-Imaginationen des urbanen Mythos, die Visualisierung der Stadt aus einer „persönlichen“ Perspektive mittels hochproblematischer Konstruktionen (un)demokratischer Mittel. Es untersucht, wie aus den inneren Monologen eine imaginierte Stadt entsteht, und befragt historische Narrative anhand von Sprüngen und Auslassungen im digitalen Gedächtnis. Mittels der vielschichtigen räumlichen Anordnungen versucht das Projekt die Psychologie des urbanen Raums zu porträtieren. Mit dem ständig wachsenden visuellen Archiv verändert sich Project Speak2Tweet und schafft so einen sich ständig verändernden Raum, der die Halluzinationen innerer Stimmen imitiert. www.projectspeak2tweet.com

Heba Amin wurde 1980 in Kairo geboren. Die ägyptische Künstlerin und Wissenschaftlerin lehrt zurzeit an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) im Fachbereich Internationale Medieninformatik. Sie erhielt einen MFA an der University of Minnesota und war sowohl DAAD sowie Rhizome Commissions Stipendiatin. In ihrer Kunst und Forschung befasst sie sich mit Fragen der Stadtplanung, des Mappings, mit Film und Technologie. Amins künstlerische und wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen wurden international auf Konferenzen und in Ausstellungen gezeigt.


3-Kanal-Videoinstallation, Farbe, Sound

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