“What‘s fantastic about trading futures today: it‘s so easy, push the button, buy the bean, I‘m in the market, right?” so ein Analyst. In der Grundidee dienten Futures Produzenten und Konsumenten als Absicherung gegen Schwankungen von Rohstoffpreisen. In der Praxis sind Futures Wetten auf zukünftige Preise, die an Warenterminbörsen gehandelt werden. Mit der Deregulierung der Finanzmärkte und der Einführung des elektronischen Handels wurde aus der Absicherung ein Massenprodukt, der Kauf oder Verkauf realer Waren spielt keine nennenswerte Rolle mehr. Banken und Fonds stiegen massiv in die Spekulation auf künftige Preise von Grundnahrungsmitteln ein. Inzwischen haben Onlinehandelsfirmen eine völlig neue Kundschaft im Blick, die Kleinanleger. Jeder Mensch kann sich legal an dem riesigen Kasino der Warenterminbörsen beteiligen in der Hoffnung, aus einem abstrakten Kontrakt auf fiktiver Grundlage reale Gewinne zu schaffen. Gleichzeitig bestimmen Futures wie von unsichtbarer Hand die Preise realer Lebensmittel und setzen weltweit die industriellen Standards landwirtschaftlicher Produktion ins Werk. Für Fictions and Futures #1 wollten wir an dem Ort drehen, an dem die Futures erfunden wurden, dem Chicago Board of Trade. Wir mussten jedoch nach Ausfüllen von seitenlangen Formularen und Beantworten endloser Nachfragen einsehen, dass die Finanzbranche spätestens seit der Krise und Occupy Wallstreet ein closed shop ist, der alle Bilder, die nach außen dringen, zu 100% kontrollieren will. Auf der anderen Seite ist es kinderleicht, ein Konto bei einer E-Trading-Plattform zu eröffnen und sich praktisch im Handel mit Futures zu üben. In Fictions and Futures #1 führt uns Gloria, die Stimme der gleichnamigen Brokerfirma, in die Sprache und Logik der Finanzwelt ein. Aus ihrem und dem Munde ihrer handverlesenen Gäste erfahren wir, mit welchen Narrativen die Märkte befeuert werden, warum die Verknappung der Rohstoffe ein Grund zur Freude ist und wie aus einer angekündigten Katastrophe ein Hebel zur Durchsetzung von Interessen wird.
Minze Tummescheit, geboren 1967 in Lima, Peru, und Arne Hector, geboren 1970 in Eschwege, leben und arbeiten in Berlin, seit 2000 gemeinsam als cinéma copains. Im Forum 2012 mit in arbeit/en construction/w toku/lavori in corso, 2004 mit Jarmark Europa.
HD, 2 Kanal-Videoinstallation, 30 Minuten; Idee, Regie, Kamera, Schnitt: Arne Hector, Minze Tummescheit; Sprecherin: Jessy Tuddenham; Sprecher: Daniel Belasco New; Musik: Asi Föcker; Produktion: cinéma copains, Frøken Hellesøy Film.