Eine filmische Korrespondenz mit Federico Fellini: Lieber Federico, ich kann mir nicht vorstellen, dass der italienische Zirkus, der Syrien besucht, jemals in Rimini war, Deiner früheren Stadt. Dieser Zirkus hat nichts mit dem Deiner Kindheit zu tun. Niemand kann den Löwen zähmen in diesem Zelt; er zerstört alles und jeden. Sogar die Clowns mit ihrem grotesk-breiten Schminke-Grinsen und ihren knallbunten Billigkostümen, mit denen Sie mich und meinen Bruder und all die anderen Kinder zum Lachen bringen wollen, fürchten sich zu Tode. Alle rennen aus dem Zirkus. Alle lassen die Aufregung dort drinnen zurück. Mit Trauer auf den Schultern und Terror in den Augen rennen sie aus dem Zelt. Das ist kein Feuerwerk rund um das Zelt, Federico! Keine bezaubernden Farben, wenn die Knaller explodieren und auch kein Geräusch bei der Explosion. Scud-Raketen und Bomben: das ist das Feuerwerk, das wir kennen, mein Freund! Die Farbe, die wir sehen, ist Rot! Und Tag für Tag wird das Wort „Mama“ seltener genutzt; es sterben entweder Kinder oder Mütter.
„Vita“ ist nicht „dolce“ in Syrien, Federico!
Der Zirkus ist öde.
Ich vermisse Dich.
Was ich vorhin vergaß, zu erzählen: ‚Löwe‘ heißt auf Arabisch ‚Al Assad’
(Ammar Al-Beik)
Ammar Al-Beik, geboren 1972 in Damaskus, Syrien, ist ein preisgekrönter Filmemacher und Künstler. Er lebt und arbeitet in Berlin. Seine Filme wurden auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt, unter anderem in Venedig, Locarno, Rotterdam, Yamagata, Busan und Oberhausen. Al-Beik wird seit 2008 von der Ayyam Gallery vertreten. Seine künstlerischen Arbeiten wurden weltweit in Ausstellungen präsentiert, zuletzt bei Photo Shanghai (2014) und befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen wie dem Los Angeles County Museum of Art und dem Museum of Modern Art, New York.
Kontakt: www.ayyamgallery.com
Format: DCP, DCP Cinemascope, QuickTime ProRes 1:1.78 (16:9)
Farbe: Farbe & Schwarz-Weiß
Länge: 23 min
Sprache: Arabisch