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„Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“ „Je proclame la destruction!“
Eine Szene, in zwei Einstellungen zergliedert. In scheinbar ewiger Wiederholung sehen wir das Gleiche: Ein Mann mittleren Alters betritt ein Podium. Vor ihm in Rückenansicht eine Gruppe meist junger Menschen. Hinter dem Mann ein Tisch und ein Stuhl, als sei soeben eine Lesung beendet worden. Wir scheinen in einem Kellergewölbe, oder zumindest in einer Fabrikhalle zu sein. Konspirativ wirkt die Situation, studentisch das Publikum. Gegenschnitt zur Nahaufnahme auf drei Gesichter. Ein junger Mann will weiter nach vorne, neben ihm ein weiterer junger Mann, eine Frau – die einzige scheinbar – leicht hinter ihm. Dann beritt der Mann wieder das Podium, geht wieder ans Mikrofon, spricht seinen Satz. Jubel aus dem Publikum, grölende Beifallsbekundungen, Schnitt auf die Nahaufnahme zum jungen Mann. „Ich erkläre die Zerstörung“ sagt der Mann auf dem Podium – nicht wütend, nicht schreiend, nur bestimmt und ganz klar. Was er zerstören möchte, bleibt dem Publikum vorenthalten, denn wir befinden uns in einer Endlosschleife aus Warten, Deklarieren und verbal artikuliertem Beifall. 18 Sekunden dauert das genau. Zehnmal packt es Arthur Tuoto in seinen Film, sodass nach dreieinhalb Minuten das Ende der Wiederholung erreicht sein müsste. Doch sein Film fängt von vorne an, wird zeitlos, endlos, imperativ. Das Mantra, anarchistisch vielleicht, beginnt einen neuen Durchlauf und mit seiner Präsentationsform heben sich Zeitlichkeit und Endlichkeit nun vollkommen auf. Nicht einmal beide Einstellungen können wir zuordnen, hat Tuoto doch geschickt auf der Tonspur den Beifall der ersten Einstellung mit in die zweite gezogen, sodass ein Zuvor und ein Danach undatierbar werden. Der Ausruf bleibt kontextlos und wird mit jedem Mal nachdringlicher. Wer Le diable probablement (Der Teufel möglicherweise) von Robert Bresson kennt, aus dem die Szene stammt, weiß vielleicht mehr, nur ist dieses Wissen hier nicht ausschlaggebend. „Religion ist eine Farce, die Welt wird gezeigt, als komme sie zu einem Ende“, schrieb J. Hoberman einst über Bressons Film. Doch dies ist ein neuer, ein anderer Film. Reduziert auf einen Moment. (Toby Ashraf)
Arthur Tuoto, geboren 1986 in Curitiba, Brasilien, ist Filmemacher und Künstler. Seine Filme wurden international auf Filmfestivals und in Ausstellungen gezeigt, darunter die Videonale (Deutschland), dokumentART (Polen), Videoformes (Frankreich), Kunstfilmtage (Deutschland), Bienal de la Imagen en Movimiento (Argentinien), Instants Vidéo Festival (Frankreich), Rio de Janeiro International Short Film Festival (Brasilien) und Short Shorts Film Festival Mexico (Mexiko).
Filmografie (Auszug): What We Make of Our Misfortunes (2014), Death of an Equal (2013), Dead Hands (2012), Act of Love (2012), Transcommunication (2010).
Kontakt: arthur.tuoto@gmail.com, www.arthurtuoto.com
Format: QuickTime ProRes, 1-Kanal-Videoinstallation, Ton, Farbe
Länge: 4 min
Sprache: Französisch