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Out on the Street ist ein Film über eine Gruppe von Arbeitern in Helwan, einem Arbeiterviertel in Kairo. Zehn Fabrikangestellte nehmen an einem Schauspiel-Workshop teil. Während der Proben kommen Themen wie Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz, Polizeibrutalität oder erfundene Bußgelder auf, sowie unzählige Geschichten von Korruption und Ausbeutung durch kapitalistische Arbeitgeber. Ein Studio auf einem Hausdach mit Blick über das Herz von Kairo fungiert als Raum zwischen Realität und Fiktion. Hier tauchen die Workshopteilnehmer in ihre Rollen hinein und wieder aus ihnen heraus, und entwickeln dabei ein Stück, das sich mit ihrer Alltagsrealität befasst. Out on the Street verbindet Szenen aus dem Workshop mit gespielten Szenen und Handy-Aufnahmen eines Arbeiters, die als Beweis vor Gericht im Kampf gegen die Abschaffung seines Arbeitsplatzes dienen sollen. Die hybride filmische Herangehensweise zielt darauf ab, eine kollektive Vorstellungswelt zu schaffen, die Workshopteilnehmer und Zuschauer in einem weiter gefassten sozialen Kampf miteinander vereint.
„Die Idee für das Projekt entstand aus einem Gefühl der Limitierung im dokumentarischen Schaffen. Seit 2011 arbeiten wir gemeinsam an kurzen Videos, die wir auf der Straße, in Fabriken, bei Demonstrationen und Sitzstreiks in ganz Ägypten gefilmt haben – mit dem Anliegen, das breite Spektrum sozialer und politischer Kämpfe zu dokumentieren. Im Falle der Arbeiter sind wir zu ihnen gegangen, um ihnen zuzuhören, zu filmen, und die verschiedenen Ebenen ihres Kampfes zu verstehen. Dort, wo eine bessere Bezahlung oder bessere Arbeitsbedingungen nur die Spitze des Eisbergs bedeuten, wollten wir das herausfinden, was im Verborgenen liegt, Hierarchien und soziale Manipulation, arbeitsbedingte Krankheit und Verletzungen – bis hin zu Todesfällen. Es geht immer um Ausbeutung und systematische Korruption, um die Auswirkungen eines Kapitalismus, der sich immer tiefer in das Leben der Menschen einschreibt. Die Abschaffung des öffentlichen Sektors, die Privatisierung staatlicher Grundstücke und der Industrie geschehen zu Gunsten des Wachstums, der Investition und der Wirtschaft, anstatt den Menschen zu dienen. Wir wurden von dem Mut der Menschen inspiriert und von der Kraft, mit der sie ihren Vorgesetzten gegenüber auftreten. Diese Arbeiter riskieren Herabstufung oder Verlust des Arbeitsplatzes, sie riskieren, von Polizei, Militär oder beauftragten Schlägern verprügelt zu werden, sie riskieren Festnahme oder Vorladung vor das Militärgericht. Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass das Filmen, Schneiden und Onlinestellen unseres Materials, sowie gelegentliche Vorführungen in Arbeitervierteln ihre Grenzen haben, was das erreichbare Publikum betrifft, sowie die Wirkung, die es entfalten kann. […] Wir wollten keinen Film machen, der die harte Wirklichkeit in ein ‚Erlebnis‘ verwandelt, sie zur Unterhaltung nutzt. Unser Ziel ist vielmehr eine Neubewertung der Vergangenheit und die Visionierung dessen, was die Zukunft bereithalten könnte. Wir glauben daran, dass der Film seinen Weg gehen wird, weil die Geschichten, die er enthält, nicht spezifisch für eine Gegend oder ein Land sind. Diese Formen der Ausbeutung, die behauptete Entbehrlichkeit von Menschenleben gibt es auf der ganzen Welt. Aus diesem Grund richtet sich der Film an ein weltweites Publikum, das uns gleichzeitig dazu antreibt, ein Projekt wie Out on the Street zu realisieren.“ (Jasmina Metwaly und Philip Rizk)

Jasmina Metwaly ist bildende Künstlerin und Filmemacherin, sie lebt und arbeitet in Kairo. Sie ist Mitbegründerin des Projekts 8784 und des Videokollektivs Mosireen. Metwaly hat Malerei in Posen studiert. Ihr Hauptinteresse liegt an der Schnittstelle von Einkanal-Bild, Video und dokumentarischem Filmschaffen. Seit Januar 2011 setzt sie sich für die Kampagne ‚Nein zu Militärgerichten für Zivilpersonen‘ ein. Ihre Arbeiten wurden bei internationalen Ausstellungen und Festivals gezeigt, u.a. in der Townhouse Gallery, Kairo (2010), der Cairo Documenta (2010/2012), dem IFFR (2012), sowie Berlinale Forum Expanded (2014).
Philip Rizk ist Filmemacher und Aktivist, er lebt und arbeitet in Kairo. Er hat Philosophie und Anthropologie studiert und arbeitet seit 2008 mit Video, vorrangig mit dem Ziel, sich in Bürgerkämpfen in Ägypten zu engagieren. 2010 stellte er die Dokumentarserie „Sturm“ fertig. Rizks Filme wurden auf zahlreichen Festivals und Ausstellungen gezeigt, darunter die Berlin Biennale und das IFFR. Rizk ist Mitglied der ‚Volkskampagne für den Schuldenerlass Ägyptens‘ und dokumentiert seit 2009 Fälle von Folter als Mitglied des Arbeitskreises gegen Folter. Zudem ist er Mitglied des Videokollektivs Mosireen.

Produktion: Mostafa Youssef
Kontakt
: info@seenfilms.com
Schnitt: Louly Seif
Setdesign: Hassan Solima
Sound: Design Max Schneider
Format: DCP, Farbe
Länge: 78 min
Sprache: Arabisch

Gefördert durch:

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