In einem leeren und verlassenen Schwimmbad sehen wir zwei Performer, deren Geschlecht und Herkunft unbekannt bleiben. In einer bestimmten Szene rezitieren die beiden einen Text von Jean Genet über den „erklärten Feind“ und verkörpern in der Re-Inszenierung einer Filmszene Teile einer politischen Untergrund-Organisation der 1970er. Die Requisiten, die sie benutzen, erinnern dabei an Friedensproteste und stehen im Kontrast zum Szenario ihrer Drag-Performance. Indem sie Schleier, Vorhänge, Camouflage und Rauch benutzen, scheinen die Performer das einzufordern, was Edouard Glissant einmal als „das Recht auf Opazität“ beschrieben hat: Wenn Aneignung durch Wissen stattfindet, wird eine Sache enthüllt, entschleiert und aufgedeckt. Die Forderung nach Opazität kann eine Strategie bedeuten mit Hilfe derer wir Informationen über unsere politische Arbeit, unsere Herkunft, über den Zustand unserer Körper oder über unsere Sexualität verweigern.
In den Arbeiten von Pauline Boudry and Renate Lorenz werden Materialien und Dinge aus der Vergangenheit einer Neubetrachtung unterzogen, um auf nicht repräsentierte und nicht lesbare Momente von Queerness in der Geschichte zu verweisen. Dabei nutzen sie unterschiedlichste Medien, während sie zeitgleich Materialien aus historischen Bild- und Filmarchiven mit einbeziehen. Gezeigt werden Verkörperungen, die verschiedene Zeiten überspannen, die aber auch Beziehungen zwischen eben diesen Zeiten skizzieren um dadurch die Möglichkeit einer queeren Zukünftigkeit aufzudecken. Daneben werden Gedanken zu Begehren und Fetischisierung in die Arbeiten mit einbezogen.
Pauline Boudry, geboren 1972 in der Schweiz, und Renate Lorenz, geboren 1963 in Deutschland, leben und arbeiten als Filmemacherinnen, Fotografinnen und Künstlerinnen in Berlin. In ihren Arbeiten erforschen sie Fragen der sexuellen Identität und der Geschlechterrollen aus vergessenen Momenten der Geschichte. Dabei kombinieren sie Musik, Performance und Video, so wie historische Dokumente. Ihre Arbeiten wurden international präsentiert, darunter bei Les Complices, Zürich, am Centre d´Art in Genf, in den Ellen de Bruijne Projects, Amsterdam, am Swiss Institute, New York, in der Temporären Kunsthalle Berlin, sowie auf der 54. Biennale in Venedig.
Kontakt: boudry-lorenz@snafu.de www.boudry-lorenz.de
Besetzung: Ginger Brooks Takahashi, Werner Hirsch
Format: 1-Kanal-Videoinstallation, QuickTime ProRes, Farbe
Länge: 10 min
Sprache: Englisch