Die Normandie ist ein geschichtsträchtiger Ort – nach der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 war sie umkämpfter Schauplatz des Zweiten Weltkriegs. Mit Bezug auf Jean Grémillons 1944/45 unmittelbar unter dem Eindruck der völlig zerstörten Region gedrehten Film "Le six juin à l’aube" unternimmt dieser dokumentarische Essay 70 Jahre später eine Ortsbegehung auf der Suche nach Spuren der Geschichte. Allerdings: Landschaften sind stumm. Sie erzählen von sich aus wenig. Die Narben der Vergangenheit zeigen sie nicht ohne weiteres her. Wie also Geschichte filmisch in der Gegenwart sichtbar machen? Zunächst formuliert ein alter Mann, der als Jugendlicher von den Auswirkungen des Krieges betroffen war, seine Erinnerungen. Danach sind Orte aus Grémillons Film im heutigen Zustand zu sehen, versehen mit der dramatischen Musik und dem Kommentar des Erzählers von damals. Zuletzt dann aus dem Off Überlegungen zur Architektur des Wiederaufbaus und Bilder von Gebäuden, die für "urbane Modernität“ stehen. Die dreiteilige Struktur und die präzise Arbeit mit Bild und Ton legen verschiedene zeitliche Schichten und historische Sedimente frei, die dem Terrain – dann sichtbar – eingeschrieben sind. (Birgit Kohler)
Claire Angelini, geb. 1969 in Nizza, studierte an der École nationale supérieure des Beaux-Arts und an der Sorbonne in Paris sowie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Sie ist als Filmemacherin, Künstlerin, Autorin, Herausgeberin und Dozentin tätig.
Produktion: Albanera Production, Paris
Buch: Claire Angelini
Kamera: Claire Angelini
Darsteller: Bernard Pommier, Carlo Angelini, Julien Thorel
Format: DCP 1:1.78 (16:9), Farbe & Schwarz-Weiß
Länge: 71 min
Sprache: Französisch
Foto: © Claire Angelini