Die Geschichte ist bekannt, ein Landvermesser namens K kommt in ein abgelegenes Dorf und gerät in die Intrigen des Schlossbetriebs. Doch diesmal ist es anders. Wenn K die mongolische Steppe durchquert, erscheint am Horizont kein Schloss, und seine Ankunft im Dorf ist lediglich ein plötzliches Aufwachen an einem sonnigen Nachmittag. Hier ähneln sich seine zwei Gehilfen in Ledermontur nicht wie Schlangen und heißen Jeremias, nicht Artur.
Vom Dorf gibt es fast nur Innenaufnahmen, die ausschnitthaft Gänge, Empfangsräume und Vorzimmer in allen Weiß-, Blau- und Grüntönen zeigen. Aus alten Radios knistert Jazz der 40er Jahre, telefoniert wird mit einem orangefarbenen Apparat mit Wählscheibe, und über allem donnern die Jumbo-Jets. Ein gleichermaßen archaischer und moderner Ort.
Zusehends verliert sich K im Labyrinth der Vorsteher, Sekretäre und Beamten. Ein Flur gleicht dem anderen und jeder neue Raum beheimatet neue Visionen. Diese reduzierte, auf diskrete Weise drastische Adaption von Kafkas Klassiker überträgt die bürokratische Willkür auf ein räumliches Wirrwarr. Das Schloss ist nie zu sehen, und doch stets präsent, wie ein vager Traum, eingehüllt in ein diffuses Dämmerlicht. (James Lattimer)
Emyr ap Richard, geb. 1981 im walisischen Carmarthenshire, drehte 2012 in Zusammenarbeit mit Darhad Erdenibulag seinen ersten abendfüllenden Film "Tabun mahabuda" / "The First Aggregate". K ist seine zweite Regiearbeit.
Darhad Erdenibulag, geb. 1978 im innermongolischen Ordos, realisierte in Zusammenarbeit mit Emyr ap Richard bislang zwei Filme: "Tabun mahabuda" / "The First Aggregate" (2012) und K.
Produktion: Xstream Pictures, Peking; East Light Film Limited, Hongkong; Beijing Y&Y Film Development Co., Ltd., Peking
Buch: Emyr ap Richard, frei nach Franz Kafka
Kamera: Matthieu Laclau
Darsteller: Bayin, Jula, Yirgui, Altanochir
Format: DCP 1:1.85, Farbe
Länge: 86 min
Sprache: Mongolisch