Ausgehend von den wiederentdeckten Tagebucheinträgen eines Einwohners von Ponar begibt sich Me’kivun ha’yaar – nach fast sechzig Jahren – auf die Spurensuche zurück in das litauische Dorf. Hier wurden zwischen 1941 und 1944 bei Massenhinrichtungen in einem Wald mehr als einhunderttausend Menschen ermordet. Die meisten von ihnen waren Juden aus dem nahen "Ghetto" in Vilnius.
Limor Pinhasov und Yaron Kaftori porträtieren in ihrem Film die Menschen, die in unmittelbarer Nähe des Massenhinrichtungsplatzes lebten und teilweise noch leben. Der Film verbindet anhand der Auszüge aus dem Tagebuch die Erinnerungen der Dorfbewohner mit denen der Überlebenden. Ohne Archivaufnahmen, in vorsichtigen Interviews und mit einer unaufdringlichen Kameraführung, gelingt es dem Film einen Eindruck von der scheinbaren Normalität zu vermitteln, in der die Dorfgemeinschaft von Ponar weiterlebte, während hinter ihren Häusern Massenmorde begangen wurden. Er lässt die Zuschauer die eigene Verantwortung für ihre Mitmenschen reflektieren: Welche Verantwortung tragen wir und welche Schuld laden wir auf uns mit der Gleichgültigkeit anderen Menschen und ihrem Leid gegenüber? (Gerrit Woltemath)
Limor Pinhasov Ben Yosef, Limor Pinhasov wurde 1972 in Tel Aviv (Israel) geboren. 1992 studierte sie zunächst Kunstgeschichte, Philosophie und Französisch an der Sorbonne in Paris. 1996 schloss sie ein Regiestudium an der Sam Spiegel Film School in Jerusalem ab. Seit 1998 arbeitet Limor Pinhasov außerdem als Cutterin. Me’kivun ha’yaar war ihr erster abendfüllender Film.
Yaron Kaftori Ben Yosef, geb. 1963 in Haifa, studierte Film- und Fernsehwissenschaft sowie Geschichte. Er ist als Produzent, Filmemacher und Drehbuchautor tätig. 2002 gründete er einen unabhängigen Filmverleih für israelische Spielfilme. Me’kivun ha’yaar war sein Regiedebüt.
Produktion: Cicero Films, Tel Aviv; Noga TV, Herzliya; IFS, Jerusalem
Buch: Limor Pinhasov Ben Yosef, Yaron Kaftori Ben Yosef, nach dem Tagebuch von Kazimierz Sakowicz
Kamera: Eithan Haris
Format: DCP 1:1.85, Farbe
Länge: 94 min
Sprachen: Russisch, Polnisch, Litauisch, Hebräisch, Englisch