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Mit Les oxymores de la raison hat Kader Attia eine umfassende Videosammlung von Interviews mit Philosophen, Ethnologen, Historikern, Psychiatern, Psychoanalytikern, Musikologen, Patienten, Heilern, Fetischisten und Griots geschaffen. Die Sammlung ist entlang von Themen wie „Schrift“, „Totem und Fetisch“, „Vernunft und Politik“ und „Trance“ organisiert.
Sie bildet, als Ganzes und in ihren einzelnen Teilen, einen Essay über die psychiatrische Pathologie aus Sicht sowohl traditioneller nicht-westlicher, als auch moderner westlicher Kulturen. Durch die Verquickung rationaler Erklärungen und irrationaler Repräsentationen dessen, was der Westen Psychiatrie nennt, geht Attia der Frage nach dem Irreparablen nach, die der Idee der „Reparatur“ inhärent ist. Er hinterfragt die ambivalente Haltung, mit der die Psyche moderner westlicher Gesellschaften traditionellen nicht-westlichen Gesellschaften gegenübersteht. Attias Sammlung weist nicht nur auf die Widersprüche der Vernunft hin, sondern auch auf die zwiespältige Natur des historischen Fortschritts, die als Prozess von Verwundung und Reparatur verstanden werden kann, dessen Verlauf Spuren in der sozialen Psychopathologie hinterlässt.
Kader Attia, geboren 1970 in Dugny, Frankreich, lebt und arbeitet in Berlin und Algier. Seine Arbeit, die Ästhetik und Ethik unterschiedlicher Kulturen untersucht, speist sich aus den Erfahrungen seiner Kindheit, die er zwischen Algerien und den Pariser Vorstädten verbrachte. Mit einem poetischen und symbolischen Ansatz erforscht Attia die weitreichenden Auswirkungen der modernen westlichen Kulturhegemonie und des Kolonialismus auf nicht-westliche Kulturen sowie die historischen Identitätspolitiken historischer und kolonialer Epochen, von Tradition bis Moderne, um eine Genealogie unseren globalisierten Welt nachzuzeichnen.
Produktion: Kader Attia, Berlin; La Biennale de Lyon, Lyon
Kamera: Kader Attia
Format: 4-Kanal-Videoinstallation, Farbe
Länge: 60 min
Sprache: Französisch, Englisch
Foto: © Kader Attia