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Vom Balkon der elterlichen Wohnung in Aleppos Midan-Viertel dokumentiert Avo Kaprealian den Alltag auf den Straßen und den spürbar nahenden Bürgerkrieg. Ab und zu schimpft sein sonst so schweigsamer Vater, er bringe damit die Familie in Gefahr. Die Mutter hingegen nutzt die Anwesenheit der Kamera, um offen über Erlebtes und ihre Gefühle zu sprechen. In Midan leben vor allem Nachfahren von Überlebenden des Völkermordes an den Armeniern, die sich nach der Flucht aus der Heimat in Aleppo niederließen. Als die Kämpfe bis in Kaprealians Straße vordringen, verlegt er die Kamera in die Wohnung und filmt den Alltag der Familie und ihren Umgang mit Geschützfeuer, Scharfschützen und Stromausfällen. Für die armenischen Syrer, die die Tragödie des Exils tief verinnerlicht haben, gleicht die Aussicht, ihr Zuhause und Leben hinter sich lassen zu müssen, um vor dem sicheren Tod zu fliehen, einem wiederholten Familientrauma. Kaprealian beschwört die Geschichte des Kinos herauf, um die qualvolle Gegenwart seiner Familie wiederzugeben und wandelt ein Archiv des Imaginären in ein Archiv der realen Erfahrung um, in dem unter Anteilnahme am Leid die Risse der Neuen Geschichte geflickt werden. (Rasha Salti)
Avo Kaprealian, geb. 1986 in Aleppo, Syrien, studierte am Higher Institute of Dramatic Arts in Damaskus. Seither ist er freiberuflich als Theaterregisseur, Fotograf, Kameramann sowie als Übersetzer tätig. Manazil bela abwab ist sein erster abendfüllender Spielfilm.
Produktion: Bidayyat for Audiovisual Arts, Beirut; Avo Kaprealian, Beirut
Buch: Avo Kaprealian
Kamera: Avo Kaprealian
Format: DCP 1:1.78 (16:9), Farbe & Schwarz-Weiß
Länge: 90 min
Sprachen: Arabisch, Armenisch, Französisch
Foto: © Copyyright by Bidayyat for Audiovisual Arts/Avo Kaprealian