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Der Oud-Meister Udi Hrant Kenulian (1901-1978) lebte in Istanbul, wo er auftrat und Instrumente verkaufte. Um seine Blindheit behandeln zu lassen, reiste er viel und obwohl er sein Augenlicht nie wiedererlangte, brachte er so seine Musik Bewunderern in Athen, Beirut und New York nahe. Dieser Erfolg im Ausland führte zu Auftritten in einer Sendung auf Istanbul Radio, die sich der Türkischen Kunstmusik widmete, einer Form der Salonmusik, die auf ottomanischen Klassikern basiert, angepasst an moderne republikanische Werte. Istanbul Radio wurde 1927 gegründet, um über das gemeinsame Hören eine kultivierte türkische Bürgerschaft zu etablieren. Für den Bau der Radiostation wurde der weitläufige Armenische Friedhof Pangaltı zerstört und seine marmornen Grabsteine in die städtische Architektur integriert. Auf dem Friedhofsgelände wurde das Hilton Hotel errichtet, ebenso wie der Taksim-Platz und der Gezi-Park – Wahrzeichen des ikonischen Zentrums der neuen Metropole. Als Bulldozer 2013 damit begannen, den Gezi-Park einzuebnen, um ein Einkaufszentrum an seiner Stelle zu errichten, legten sie die Überreste der Pangaltı-Grabsteine frei, bevor sie von den Massen der Protestierenden gestoppt werden konnten.
Haig Aivazian wurde 1980 in Beirut, Libanon geboren, wo er als Künstler lebt. Er arbeitet mit einer großen Bandbreite verschiedener Medien und erforscht wie Ideologien Menschen, Objekte und Architekturen vereinnahmen, beeinflussen und bewegen. Ausgehend von bekannten Ereignissen, untersucht Aivazian häufig Kontroll- und Souveränitätsinstanzen im Bereich Sport, Finanzen, bildende Kunst oder Musik und verwebt darin weniger bekannte Narrative. Seine Arbeiten wurden weltweit in Museen, auf Biennalen und Festivals gezeigt. Aivazian arbeitet zudem als Kurator, 2011 war er Ko-Kurator der Sharjah Biennale. Er schreibt unter anderem für "Afterall Journal", "Manifesta Journal", "Bidoun" und "Makhzin". Er unterrichtete an der American University of Beirut und beim Ashkal Alwan HomeWorks Program.
Produktion: Arab Fund for Arts and Culture, Beirut; Montreal Biennial 2016, Montréal
Buch: Haig Aivazian
Kamera: Aytek Erdem
Darsteller: Cengiz Sarikus, Sedat Oytun, Khaled Alseka, Jamal Shaber
Länge: 46 min
Sprache: Türkisch, Arabisch, Armenisch
Foto: © Haig Aivazian