Ist es möglich, eine Revolution zu archivieren, die nie zu Ende ging? Einen Moment eines fortlaufenden Kampfs einzufrieren? Wie kann ein Archiv die sichere Vergangenheit verlassen und Teil des alltäglichen Diskurses werden? Wie kann es zu den Diskussionen rund um den Kampf, den es repräsentiert, beitragen? Wie und auf welchem Weg wird ein Archiv die Nostalgie los? Wie wird es ein Bild, ein Filmkader, ein Ton?
Der Kampf um die Befreiung Palästinas bzw. die Palästinensische Revolution in den 1970er-Jahren zog viele palästinensische, arabische und internationale Filmemacher*innen in ihren Bann. Diese Faszination, gekoppelt mit der Vielzahl an politischen Fraktionen und deren Ideologien, bildete den Nährboden für die Produktion einer beeindruckenden Anzahl an visuellen Arbeiten. Besonders der Film war ein populäres Werkzeug für das Erzählen von Geschichten der Revolution. Diese Filme wurden weltweit in Umlauf gebracht. Nach der israelischen Invasion in den Libanon im Jahr 1982 und der Auflösung der Revolution verschwanden die Filme aus der Zirkulation und wurden als „im Archiv verloren gegangen“ abgeschrieben.
Heute, in einem Moment, in dem viele Initiativen und Versuche entstehen, ein Archiv jener Filme wiederherzustellen, stellt Subversive Film sich die Frage, ob ihre Praxis als Statement zu verstehen ist. Ein Statement, das darauf besteht, dass die subversive, politische Qualität des Materials sichtbar ist und die Filme als zeitgenössisch zu betrachten sind und sie nicht archiviert werden sollten.
Subversive Film hat sich 2011 als Kollektiv zur Kinoforschung und -produktion mit dem Ziel gegründet, historische Arbeiten, die mit Palästina und der Region in Verbindung stehen, in ein neues Licht zu rücken, Unterstützung für Filmkonservierung zu schaffen und den Umgang mit dem Archiv und dessen Wirkungen zu untersuchen. Weitere Projekte, die von Subversive Film entwickelt wurden, um dieses filmhistorische Feld zu untersuchen, sind u.a. die digitale Neuauflage von bisher übersehenen Filmen, das Kuratieren von Screeningreihen mit seltenen Filmen und die Untertitelung wiederentdeckter Filme.
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.