Das Projekt Kinotron entstand durch Recherchen in verschiedenen Filmarchiven in der Ukraine und bringt radikale, bisher übersehene Visionen einer Zukunft ans Licht, die auf der Fusion künstlerischer, technologischer und politischer Vorstellungen basieren. Kinotron ist nach einem nie umgesetzten Projekt des Filmregisseurs Felix Sobolew benannt. Sobolew gründete in den 1960er-Jahren die Schule des wissenschaftlichen Films in Kiew. In einer Reihe von kürzlich entdeckten Dokumenten beschreibt er das Kinotron als ein Mittel zur Beschleunigung von kreativem Denken und künstlerischer Produktion durch die Herstellung „autonomer kreativer Einheiten, die in der Lage sind, mit jeglicher Art Problem umzugehen, selbst mit den kompliziertesten.“ Sobolew formulierte seine Vision in einer Reihe von Vorschlägen beim Management der sowjetischen Filmindustrie, die nie umgesetzt wurden – genau wie viele seiner Filmprojekte, die bis jetzt der Öffentlichkeit nicht bekannt waren. Die Präsentation basiert auf der Kinotron-Ausstellung, die 2016 im Visual Research Center in Kiew stattfand. Die Ausstellung präsentierte die Archive der Schule des wissenschaftlichen Films, indem sie utopische Impulse mit bürokratischen Vorgängen, progressive Ideen mit reaktionären Praktiken sowie den Drang in die Zukunft mit der Falle des „Endes der Geschichte“ einander gegenüberstellte.
Oleksiy Radynski ist Filmemacher und Autor und lebt in Kiew. Er ist ein Mitglied des Visual Culture Research Center, einer Initiative für Kunst, Wissen und Politik, die 2008 in Kiew gegründet wurde. Seine preisgekrönten Filme wurden weltweit auf Festivals präsentiert. Seine Texte wurden zuletzt in e-flux journal, Regarding Spectatorship, Raznoglasiya und anderen Publikationen veröffentlicht.
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.