17 Min. Deutsch.
Zwei Zeitungsartikel, zehn Jahre Abstand, zwei verschiedene Frauen, der gleiche Wortlaut. 2001 schreibt die „Göttinger Zeitung“, Margit (69) habe zurückgezogen gelebt und sei eine unscheinbare Frau gewesen. 2011 schreibt das „Hamburger Abendblatt“, Irina (65) habe zurückgezogen gelebt und sei eine unscheinbare Frau gewesen. Bis zu dem Moment ihres Auftauchens in den Nachrichten sind beide Frauen unsichtbar, hinter ihren Rollen als Ehe- und Hausfrauen zum Verschwinden gebracht. Lediglich einmal verschaffen sie sich für kurze Zeit Sichtbarkeit. In einem Gewaltakt.
Die Schläferin rekonstruiert und imaginiert die Geschichten dieser beiden Frauen, die zeit ihres Lebens fremdbestimmt wurden und vergeblich um einen eigenen Ausdruck ringen, so lange, bis sie die Spirale alltäglicher Gewalt nur noch durch einen eigenen Gewaltakt beenden können. Auch die filmische Sprache bewegt sich zwischen Dokument und Fiktion. Filmisch als bewegte Stillleben angelegte häusliche Alltagsszenen in einer menschenleeren Wohnung suggerieren, dass etwas gerade eben oder noch nicht passiert ist. Die Figur der Hausfrau scheint omnipräsent, bleibt im Bild aber abwesend, wie auch Margit und Irina unsichtbar bleiben.
Alex Gerbaulet, geboren 1977, lebt und arbeitet als Künstlerin, Filmemacherin und Kuratorin in Berlin. Sie hat sie Philosophie, Medienwissenschaften und Freie Kunst (bei Birgit Hein) in Braunschweig und Wien studiert. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und ihre Filme wurden auf diversen Festivals im In- und Ausland gezeigt. Außerdem arbeitet sie als Dozentin und als selbstständige Kuratorin für Kunstinstitutionen und Festivals. Seit 2014 arbeitet sie als Autorin und Produzentin bei pong film Berlin. In ihrer künstlerischen Arbeit lotet sie die Abbildbarkeit von Wirklichkeit und Erinnerung aus und benutzt dabei sowohl dokumentarische als auch fiktionalisierende Verfahrensweisen. Sie hat zahlreiche Video-Kunst Projekte realisiert.