1-Kanal-Videoinstallation, 48 Min. Englisch, Italienisch.
Bläue verbindet Bilder von Produktionsstätten der Pharma- und der Chemieindustrie mit Spekulationen zu den historischen, sozialen und materiellen Bedingungen der Cyanotypie (auch als Blaudruck bekannt).
Der Film folgt einer Figur, die alle Schritte der Herstellung einer Cyanotyphie von der Belichtung zur Entwicklung des Bildträgers durchführt. Besucht werden Fabriken im italienischen Seveso und im schweizerischen Basel, die in direktem Bezug zur Geschichte der synthetischen Farbe „Preußisch Blau“ stehen. In der Wartezeit zwischen Belichtung und Entwicklung versucht die Figur ihren Körper sowohl als Ware als auch als Konsument*in pharmazeutischer Erzeugnisse zu definieren. Dieser Körper ist dem produktiven Körper des Fordismus nachempfunden. Doch wie die Industriestätten, die als Hinterlassenschaften einer überholten Produktionsweise erscheinen, ist auch er durch die Anforderungen postindustrieller Arbeitsbedingungen von Grund auf verformt worden. Die Figur verharrt zwischen den Rollen als Wissenschaftler*in, Athlet*in, Apotheker*in, Patient*in, Frau und arbeitet gegen chemische Substanzen und die neoliberale Aneignung ihrer Bewegungen an.
Kerstin Schroedinger lebt in Berlin und arbeitet als Künstlerin in den Bereichen Film, Hörspiel, Musik und Performance mit einer historiographischen Praxis, die Produktionsmittel, historische Kontinuitäten und ideologische Gewissheiten der Repräsentation zu hinterfragen sucht. Seit 2011 ist sie Mitglied der Cinenova Working Group des feministischen Filmverleihs Cinenova in London. Ihre Arbeiten wurden international in Kunstinstitutionen und auf Filmfestivals gezeigt.