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70 Min. Rumänisch.

Sie sprechen über die Schönheit des Spiels, aber Laurențiu Ginghină will mehr. Fußball soll anders, anmutiger und freier werden, durch abgerundete Ecken, Spielerzonen, Unterteams und revidierte Standards. Dass es neue Regeln braucht, ging ihm auf, als er in jungen Jahren bei einem Spiel zu Fall gebracht wurde. Während der Sommerferien war das, auf einem jetzt schneebedeckten Spielfeld in Vaslui statt Bukarest. Damals brach er sich das Wadenbein. Ein Jahr später, Silvester 1987, folgte das Schienbein. Er musste allein im Schnee nach Hause gehen, niemand stützte ihn. Inzwischen arbeitet er für die Stadt und sein Posten ist eintönig. Kein Wunder, dass er lieber mit seinem Freund, dem Regisseur Porumboiu, über Fußball spricht. Der stellt Fragen, hört aufmerksam zu und ist fast immer mit im Bild. Ginghinăs Monologe sind derart vielschichtig, man könnte meinen, sie wären geschrieben. Er geht stets vom selben Thema aus, tritt aber nie auf der Stelle. Alle Wege führen zum Fußball und wieder weg von dort, zu Grundbucheintragungen, Orangenplantagen in Florida, politischen Utopien, zu den Spuren, die das Leben hinterlässt, zur Version 2.0, 3.1, 4.7 – und bis in die Unendlichkeit. (James Lattimer)

Corneliu Porumboiu wurde 1975 in Vaslui, Rumänien, geboren. Er studierte von 1999 bis 2003 Filmregie an der Ion Luca Caragiale National University of Theatre and Film in Bukarest. 2006 entstand sein erster abendfüllender Spielfilm 12:08 East of Bucharest, zu dem er auch das Drehbuch schrieb. Nach Al doilea joc (2014) ist Fotbal infinit sein zweiter abendfüllender Dokumentarfilm.

Fast so etwas wie Ketzerei

Eines Tages erzählte mir ein Freund aus meiner Kindheit, dass sein Bruder Laurentiu die Fußball-Spielregeln verändert und erfolglos versucht hätte, diesen neuen Sport bekannt zu machen. Vor mehr als zehn Jahren hatte Laurentiu auch mir gegenüber einige neue Spielregeln erwähnt, die seiner Ansicht nach das Fußballspiel besser machen würden. Damals hatte ich ihn nicht ernst genommen.
Mein Vater war Fußballer, später wurde er Schiedsrichter. In meiner Jugend habe ich auch Fußball gespielt und dachte, aus mir würde irgendwann ein Profispieler werden. Für mich klang deshalb die Idee, die Spielregeln zu verändern, wie Ketzerei. Trotzdem war ich fasziniert davon, wie viel Zeit Laurentiu damit verbracht hatte, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
Ich wollte alles über seinen neuen Sport erfahren: von dem Moment an, in dem ihm der Gedanke zum ersten Mal kam, bis heute. Bald erkannte ich, dass hinter der Geschichte ein Konflikt stand: Regeln versus Freiheit – ein Thema, das mich immer interessiert hat. Aus diesem Grund musste ich den Film drehen.
In meinen früheren Gesprächen mit Laurentiu hatte ich es vermieden, die Spielregeln seines Sports zu erwähnen, weil ich sie während der Dreharbeiten gern selbst erkennen wollte. Ich fuhr mit einer kleinen Crew, bestehend aus zwei Kameramännern und einem Tonmann, in meine Heimatstadt Vaslui, wo Laurentiu lebt, und hatte das Gefühl, dass auch ich als Regisseur diesmal ein vollkommen anderes Spiel spielen würde als sonst. (Corneliu Porumboiu)

Produktion Marcela Ursu. Produktionsfirma 42 Km Film (Bukarest, Rumänien). Regie Corneliu Porumboiu. Kamera Tudor Mircea. Montage Roxana Szel. Sound Design Alexandru Dragomir. Ton Osman Petrisor.

Weltvertrieb MK2 Films

Filme

2000: Graffiti (7 Min.). 2001: Love... sorry (5 Min.). 2002: Post telefonic suspendat temporar / Telephone currently unavailable (14 Min.), Pe aripile vinului / Gone with the Wine (9 Min.). 2003: Călătorie la oraş / A Trip to the City (19 Min.). 2004: Visul lui Liviu / Liviu’s Dream (39 Min., Forum 2006). 2006: A fost sau n-a fost? / 12:08 East of Bucharest (89 Min.). 2009: Poliţist, adjectiv / Police, Adjective (115 Min.). 2013: Când se lasă seara peste Bucureşti sau Metabolism / When Evening Falls on Bucharest or Metabolism (89 Min.). 2014: Al doilea joc / The Second Game (97 Min., Forum 2014). 2015: Comoara / The Treasure (89 Min.). 2018: Fotbal infinit / Infinite Football.

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