70 Min. Türkisch.
Eine schwangere junge Frau, die in einer Art Höhle lebt, sucht ihre verschwundene Schwester. Reiz, Reichtum und Radikalität dieses ersten Langfilms von Burak Çevik sind mit diesem Handlungsfaden nur unzureichend beschrieben. Sie liegen vielmehr in der Freiheit, die er sich nimmt, um für seine Erzählung eine extravagante Filmwelt zu erschaffen. Aus der fast an ein Märchen erinnernden Höhle setzt die Protagonistin über einen Fluss und nimmt die Spur ihrer Schwester auf. Die führt sie in einen botanischen Garten, eine Vogelhandlung, eine Dunkelkammer. Die Fotolaborantin vergleicht den Effekt von Fotografien damit, wie Gott Lots Frau zur Salzsäule erstarren ließ, weil sie der Versuchung, sich umzudrehen und Sodoms Zerstörung anzuschauen, nicht widerstehen konnte. Für die Ewigkeit festgehalten, in Ewigkeit erstarrt – muss man es also für bare Münze nehmen, wenn die Protagonistin der Bootsfrau erzählt, sie sei eine Teilzeit-Vampirin? Die Versonnenheit, mit der der Film abschweift und uns Pflanzen, einen Negativstreifen, oder ein Tischtennismatch zeigt, trägt erheblich zu dem Sog bei, den er entfaltet. Dabei bleibt manches rätselhaft und macht auf mögliche Referenzen umso neugieriger. (Anna Hoffmann)
Burak Çevik wurde 1993 in Istanbul (Türkei) geboren. 2016 schloss er ein Studium am Fachbereich Film und Fernsehen der Istanbul Bilgi University ab. Tuzdan Kaide ist sein Debütfilm.