„Amülouliis pia?“
Das ist der erste Satz, den wir in Lapü hören. Die Hauptfigur Doris hört ihn, aber die Quelle bleibt unklar.
Viele Szenen des Films greifen Elemente aus Doris‘ Träumen auf. Die Frage „Bist du verloren?“ hat Doris ursprünglich geträumt. Sie reflektiert, was Doris und das gesamte Team während des mehrtägigen Drehs in der Wüste empfanden: Wir waren zum ersten Mal mit einem gänzlich anderen Umgang mit dem Tod konfrontiert, wir waren verunsichert und konnten das Ganze nicht begreifen.
Der Dreh war nicht nur eine Möglichkeit, sich dem Geschehen anzunähern. Er ermöglichte uns auch, unsere Fragen und Gefühle mitzuteilen, uns mit den Fragen und Bildern auseinandersetzen, die die Trauer hervorrufen.
Im Film fragt Doris ihre Großmutter auf Wayuu, was dieser Verlust bedeutet. Wieder ist es so, als würde Doris nicht nur für sich selbst sprechen, sondern als würde sie dem Gefühl aller Beteiligten Ausdruck verleihen. Filme sind im Grunde seltsame lebendige Organismen, die aus einer Vielzahl von Erfahrungen und Zweifeln all jener Menschen bestehen, die an ihrer Entstehung beteiligt sind. Unsere Beziehung zu Doris wurde durch dieses Gefühl der Haltlosigkeit beeinflusst, schlich sich geradezu unmerklich in das Schauspiel und die Improvisationen, weil wir offen waren für Fehler und Zufälle und die Zweifel und Unsicherheiten zuließen, die der Tod mit sich bringt. Auf diese Weise wurde der Tod zu einer treibenden Kraft für die Entstehung des Films.
Die Toten ins Leben zurückzubringen war beiläufig, ernst und manchmal auch wie eine Sport, ein Sport, dessen Regeln wir nie so recht begriffen, in dessen Verlauf die Frage, wie man den anderen spürt, auf ewig bestehen bleibt, ein Ort im Schatten, eine unmögliche Übersetzung.
César Jaimes und Juan Pablo Polancos Debütfilm Lapü entstand in enger Zusammenarbeit mit ihrer Protagonistin Doris Gonzalez Jusayu, einer Angehörigen der Wayuu in der kolumbianischen Juajira-Wüste.