Die Zusammenarbeit mit dem Fotografen Jorge Silva war für mich als Dokumentarfilmerin äußerst kreativ. Jorge Silva kommt aus einer sehr armen Familie und hat nur drei Jahre die Schule besucht. In den sechziger Jahren gab es noch keine Filmschulen in Kolumbien, und so hat er sich in den Kinoclubs seiner Zeit viel Wissen über Filme angeeignet. Aber er wusste natürlich um die marginalisierten und ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen Kolumbiens. Ich kam 1965 aus Paris zurück, wo ich das Privileg hatte, bei dem Meisterregisseur Jean Rouch zu studieren, der uns beibrachte, wie man effektiv im Team arbeitet. Jorge Silva hatte ein großes Talent für Fotografie. Wir arbeiteten zwanzig Jahre zusammen und haben verschiedene Filme realisiert, darunter Nuestra voz de tierra, memoria y futuro, Chircales sowie Planas, testimonio de un etnocidio über den Genozid an indigenen Bevölkerungsgruppen, Campesinos und La voz de los sobrevivientes über die Agrarbewegung und Amor, mujeres y flores. Unser Sohn Lucas Silva ist derselben Berufung gefolgt wie wir. Auch er hat sich dem Dokumentarfilm und der Afromusik verschrieben. Als Regisseur hat er mehrere Filme über afrokolumbianische Gemeinschaften realisiert. Seine Schwester Milena Silva ist Violinistin. Die ganze Familie hat also ihr Leben der Kunst gewidmet. Jorge und ich haben in den sechziger Jahren das enorm wichtige Neue Politische Kino in Lateinamerika mitgestaltet.
Marta Rodríguez ist Dokumentarfilmemacherin und Anthropologin. Ihr gesamtes Oeuvre entstand in Ko-Regie mit Jorge Silva, der 1987 verstarb. Ihr Film Nuestra voz de tierra, memoria y futuro lief bereits 1982 im Forum. In diesem Jahr kommt er digital restauriert zur Wiederaufführung.