17 Min. Deutsch.
Eine alte Frau lehnt sich zu dem jungen Mann mit dem gelben Buch, der neben ihr sitzt und fragt, „Was wird hier verteilt?“ „Nummern“, antwortet er. In Berlins Wartezimmern, in denen Stühle aus Metall und Holz mit dem Boden verschraubt sind, kommen Menschen an, nachdem sie aus den Meeren aufgetaucht sind. Hier warten sie.
Kamal Aljafaris neuer Kurzfilm verschränkt erneut verschiedene Zeitebenen und bringt den Sinn des Lebens in einer Zeit ins Wanken, in der die Menschheit auf eine Nummer reduziert und der Wert der persönlichen Zukunft anhand von Anträgen in grauen Fluren bemessen wird. Trete ein in dieses schwarze Loch, in dem Knochen und Fleisch zu Nummern in einem Wartesystem werden. Mit surrealem Humor beobachtet der Film den Widerspruch zwischen dem Ursprung unseres Seins und der Art und Weise, auf die wir in Zukunft definiert werden. Was ist aus uns auf dem langen Weg von unserem Ursprung bis ins heutige bürokratische Labyrinth geworden? Es liegen viele Meilen zwischen uns und Amphioxus – wir alle kamen einst von dort.
Kamal Aljafari, geboren 1972 in Palästina, lebt in Berlin. Er arbeitet mit bewegten und unbewegten Bildern und verwebt dabei Fiktion, Dokumentarisches und Kunst. Als Filmemacher hat er unter anderem Recollection (2015), Port of Memory (2009) und The Roof (2006) gedreht. Er wurde zu The Robert Flaherty Film Seminar, New York, eingeladen, und war Fellow am Radcliffe Institute and Film Study Center der Harvard University.
Produktion Kamal Aljafari, Sheyma Buali. Produktionsfirma Kamal Aljafari Studio (Berlin, Deutschland). Regie, Buch Kamal Aljafari. Kamera Christopher Turiello. Sound Design Gilles Benardeau. Ton Antoine Brochu. Production Manager Blandine Casen. Mit Faysal Bibi.
Filme
2003: Visit Iraq. 2006: The Roof (58 Min.). 2007: Balconies (11 Min.). 2009: Port of Memory (58 Min.). 2015: Recollection (70 Min.). 2019: It’s a Long Way from Amphioxus.
Foto: © Kamal Aljafari