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94 Min. Englisch.

Mara und Jo sind beste Freundinnen. Auf Mara ist Verlass, Jo kämpft mit sich. Die beiden kennen sich seit sie 14 sind und führen ein unstetes Leben – prekäre Jobs, erfolglose Dates, nebenbei wird, wie so oft in Brooklyn, geschrieben. Stabil ist nur ihre Freundschaft oder vielmehr deren Dynamik: Maras Telefon klingelt, Jo braucht Hilfe, Mara lässt alles stehen und liegen, aber wenn sie bei Jo ist, ist die mit den Gedanken schon wieder ganz woanders. Beinahe unmerklich springt der Plot zu stets neuen Ausprägungen ein und desselben Musters, wobei sich Jos Krisen verschärfen und Maras Unmut wächst. Die Zeit vergeht, bringt neue Jobs und Beziehungen, Drogen, Tränen und eine Schwangerschaft mit sich, schließlich kommt ein Mädchen zur Welt, all dies belastet das Band zwischen Jo und Mara. Manchmal verweilt die Kamera bei einer Straßenszene, als würde sie darüber nachdenken, was das Wesen von Freundschaften ausmacht – eine Frage, der man sich nur selten mit der gleichen Genauigkeit nähert wie Familien- oder Beziehungssujets. Freundschaften kommen und gehen, einfach so. Wie lässt sich das Gefühl dazwischen beschreiben? (James Lattimer)

Dan Sallitt wurde 1955 in Wilkes-Barre (Pennsylvania, USA) geboren. 1976 schloss er ein Mathematikstudium am Harvard College (Cambridge, Massachusetts) ab, 1979 ein Drehbuchstudium an der University of California in Los Angeles. Sallitt war von 1983 bis 1985 Leitender Filmkritiker beim Los Angeles Reader. Neben seiner Tätigkeit als Filmemacher schreibt er unter anderem für MUBI.com, Masters of Cinema und das Toronto Film Festival. Er führt den Blog Thanks for the Use of the Hall (http://sallitt.blogspot.com) und veröffentlichte online eine Monografie über den japanischen Regisseur Mikio Naruse (https://mikionaruse.wordpress.com). Dan Sallitt lebt in New York City.

Die Informationsdichte unseres Lebens

Filmemacher, die nur über ein geringes Budget verfügen, halten ihre Projekte im Allgemeinen überschaubar, indem sie sie auf wenige Drehorte und wenige Darsteller*innen begrenzen. Aus der damit einhergehenden Einheit von Ort und Zeit ergibt sich meist eine verstärkte Dramatik. Nach vier solchen Filmen gingen mir allmählich die Ideen für reizvolle Figuren aus, die gut in dieses Raster passen. Gleichzeitig veränderten sich meine Lebensumstände: Es war mir nicht möglich, lange genug Urlaub von meiner regulären Arbeit zu nehmen, um mich den Vorbereitungen für die Realisierung von FOURTEEN und den dreiwöchigen Dreharbeiten zu widmen. Die Lösung bestand darin, den Dreh in kleine Einheiten aufzuteilen, zwischen denen jeweils mehrere Monate lagen; aus den Vor- und Nachteilen dieser Produktionsbedingungen entwickelte sich ein neues Projekt.
FOURTEEN war die erste Gelegenheit für mich, ein neues Erzählformat auszuprobieren, mit dem es sich frei durch Zeit und Raum springen lässt, weg von jeglichem Drama, und dabei zu versuchen, die Entropie, die Informationsdichte unseres Lebens einzufangen – es sollte ein Film im Stil von Pialat anstatt von Rohmer werden. Der Preis für dieses Vergnügen war ein über einen langen Zeitraum sich hinziehender und für Katastrophen anfälliger Produktionsplan, der aus fünf Mini-Shootings zwischen zwei und sieben Tagen bestand, die sich über eineinhalb Jahre verteilten – das werde ich so schnell nicht noch einmal machen. Aber man vergisst die Schrecken des Filmemachens, wenn einem der fertige Film gefällt.
Bisher hatte ich immer Filme gedreht, bei denen ich im Vorfeld keine Ahnung hatte, wer die Hauptrolle spielen sollte, oder deren Drehbücher ich jeweils für Schauspieler*innen schrieb, mit denen ich zuvor gearbeitet hatte. Zum Teil erklärt sich dieses Vorgehen schlicht aus meiner Angst vor Castings. Aber es ist auch aufregend und inspirierend, Dialoge für Darsteller*innen zu schreiben, die man gut kennt. FOURTEEN entstand für zwei bestimmte Schauspielerinnen, aber die Dinge entwickelten sich anders als geplant, und am Ende spielte nur die wunderbare Tallie Medel, der Star meines letzten Films THE UNSPEAKABLE ACT, die Rolle, die ich für sie vorgesehen hatte (die Figur trägt ihren zweiten Vornamen Mara). Es traf sich, dass Norma Kuhling unabhängig von uns zu dem Schluss kam, dass Jo die Rolle ihres Lebens ist; die Leidenschaft, mit der sie sich diese Figur aneignete, hatte die Kraft einer Naturgewalt, der sich keiner von uns zu widersetzen vermochte.
FOURTEEN ist ein trauriger Film. Es gibt einige großartige Filme, die ihre Figuren ohne Hemmungen und mit Begeisterung sterben lassen. Ich hatte bisher noch nie eine Figur aus einem meiner Filme umgebracht, und ich habe für diese Grausamkeit gebüßt, indem ich den gesamten Film als ein Klagelied über den Verlust eines einzelnen, unendlich kostbaren menschlichen Lebens empfinde. (Dan Sallitt)

Produktion Caitlin Mae Burke, Graham Swon. Produktionsfirmen Caitlin Mae Burke (New York, USA), Graham Swon (New York, USA). Regie, Buch Dan Sallitt. Kamera Christopher Messina. Montage Dan Sallitt. Ton Sean Dunn, Lian Luan. Production Design Grace Sloan. Maske Kelly Miller. Mit Tallie Medel (Mara), Norma Kuhling (Jo Mitchel), Lorelei Romani (Lorelei), C. Mason Wells (Adam), Dylan McCormick (Conor), Kolyn Brown (Leah), Willy McGee (Josh), Scott Friend (Jonathan), Evan Davis (David Marshall), Ben Sloane (Tim).

Uraufführung 08. Februar 2019, Forum

Filme

1986: Polly Perverse Strikes Again! (98 Min.). 1998: Honeymoon (90 Min.). 2004: All the Ships at Sea (64 Min.). 2012: The Unspeakable Act (91 Min.). 2019: Fourteen.

Foto: © Christopher Messina

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