64 Min. Deutsch.
In 15 Lehreinheiten wird das marxistische Vokabular von Ware und Arbeit, Lohn und Arbeitskraft, Tauschwert und Gebrauchswert in Bildern durchdacht. Die Vignetten bestechen in ihrer Direktheit, es ist immer unmissverständlich, worauf sie hinauswollen, weil sie nicht nur politische Begriffe präzise ins Feld führen, sondern filmische Denkweisen zueinanderstellen, die das Äquivalent dieser Begriffe sind: Politische Haltung und ästhetische Form gehen ineinander über, das didaktische Verfahren führt zu einer dialektischen Form, die sich in Bildmontagen, Schwenks, der Einteilung des Bildraums, dem Einnehmen einer Perspektive äußert. Es scheint nur konsequent, dass gegen Ende die Form des Lehrfilms verschwindet und der Film sich wie narratives Genrekino anzufühlen beginnt: „Die Absicht ist es, einen Gehenden über das Gehen nachdenken zu lassen, so daß er hinfällt“ (Bitomsky und Farocki). (ab)
Hartmut Bitomsky wurde 1942 in Bremen geboren. 1962 begann er ein Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Publizistik an der Freien Universität Berlin, 1966 wechselte er an die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), von der er zwei Jahre später zusammen mit anderen Kommilitonen wegen politischer Aktivitäten relegiert wurde. Ab 1970 arbeitete Bitomsky freiberuflich als Schriftsteller, Regisseur und Produzent. Von 1974 bis 1985 war er Redakteur der Zeitschrift Filmkritik. In seinem filmischen Schaffen konzentrierte er sich vor allem auf Dokumentar- und Essayfilme. Seit Anfang der 1990er-Jahre arbeitete Bitomsky zudem als Dozent an Kunst- und Filmhochschulen. Er war Dekan der School of Film/Video am California Institute of the Arts, Los Angeles, bevor er 2005 eine Professur an der Universität der Künste Berlin übernahm. Von 2006 bis 2009 war er Direktor der DFFB.
Harun Farocki wurde 1944 in Neutitschein (heute Nový Jičín, Tschechische Republik) geboren. Von 1966 bis 1968 studierte er an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er realisierte mehr als hundert Produktionen für Fernsehen oder Kino. Von 1974 bis 1984 war Farocki Redakteur und Autor der Zeitschrift Filmkritik. Seit 1996 wurden seine Filme und Installationen in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in Museen und Galerien gezeigt. Zwischen 2004 und 2011 war er Professor für Film und Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Farocki starb 2014.