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18 Min. Französisch.
(läuft in einem Programm mit ON VOUS PARLE DE PARIS: MASPERO, LES MOTS ONT UN SENS und SOCHAUX, 11 JUIN 68)

In der „Medwedkin-Gruppe“ in Sochaux drehten Arbeiter*innen mit Unterstützung von Filmschaffenden (darunter auch Chris Marker) Filme über ihren Arbeitsalltag und ihre Arbeitskämpfe. So geht es in Sochaux, 11 juin 68 um einen militanten Streik in der Peugeot-Fabrik, bei dem es Tote gab. Doch nicht nur dokumentarische Mittel kamen zum Einsatz: Les trois-quarts de la vie inszeniert die Anwerbung von Arbeitern und den Alltag bei Peugeot mit deutlich satirischem Unterton. (ah)

Die Groupe Medvedkine de Sochaux war eine 1968 gegründete Gruppe von Filmschaffenden, die in der ostfranzösischen Stadt Sochaux aktiv war. Das Kollektiv bestand aus etwa vierzig jungen militanten Arbeiter*innen aus der dort ansässigen Peugeot-Fabrik sowie aus politisch engagierten Filmemachern, darunter Bruno Muel und Chris Marker. Der Name der Gruppe wurde als Hommage an die Arbeit des sowjetischen Regisseurs Alexander Medvedkin gewählt. Eine weitere Groupe Medvedkine war in Besançon aktiv.

Merkwürdige Mysterien des Herrn Makavejev

Chris Marker und seine Kollegen von der Pariser Film-Kooperative „Slon“ versuchen, Film als Mittel im Kampf der Arbeiter um ihre Rechte einzusetzen. Seit ihrer Gründung im Jahre 1967 war die Gruppe Produzent und Verleiher von mehr als 40 politischen Filmen. Fünf davon stellte das Forum vor.
DREIVIERTEL DES LEBENS (LES TROIS-QUARTS DE LA VIE, Anm.d.Red), hergestellt von Jungarbeitern der Peugeot­Werke, erreichte sein Ziel am überzeugendsten. Dokumentation und Elemente des Grand Guignol verbinden sich zu einer sehr schlagkräftigen Form, die den Widerspruch zwischen manchen Versprechungen und der tatsächlichen Situation der Arbeiter deutlich macht. Alle Filme arbeiten mit sehr einfachen und knappen Mitteln; die Filmer stellen ihre Kamera unmittelbar am Ort des Geschehens auf und vermeiden damit die gestelzte Lehrhaftigkeit, durch die so viele Versuche mit Agitationsfilmen scheitern. Die Filme von „Slon" dürften die Zielgruppe, für die sie gedreht sind, unmittelbar erreichen.

(Ilona Schrumpf, Berliner Morgenpost, 2.7.1971)

„Programm Kooperative“

Wiederum Klassenkampf, Aufruf zur Solidarität und Bemühen, den Zuschauer besser die Klassenstruktur der Gesellschaft erkennen zu lassen – diesmal aus Frankreich, wo die Tradition revolutionären Kampfes ungebrochener ist als bei uns. (...)
Wortreichtum war allerdings auch das Charakteristikum der anderen Filme dieser Vorstellung: die kurzen Produktionen aus der Reihe „Neue Gesellschaft“, die von immer neuen Ansatzpunkten her ‚Ausbeutung‘ darstellen und zum revolutionären Umsturz aufrufen, machten dabei ebensowenig eine Ausnahme wie der dritte Beitrag DREIVIERTEL DES LEBENS, der die Arbeitsverhältnisse von Jungarbeitern in den Peugeot-Werken schildert. Sie waren gut gemeint, sie versuchen Agitation auf eine höhere gedankliche Ebene zu heben – nichtsdestoweniger passten Wort und Bild nicht ganz zusammen, es blieb eine Kluft, die noch vertieft wurde dadurch, daß die Filme zumeist unter schwierigen Umständen gedreht wurden. Lehrreich waren sie jedoch zweifellos – interessant wäre es aber, zu erfahren, wie sie von den französischen Arbeitern aufgenommen wurden.

(Hans-Georg Soldat, Der Tagesspiegel, 2.7.1971. Pressedokumentation 1971)

Regie Groupe Medvedkine Sochaux.

Filme

1972: Week-end à Sochaux (53 Min.). 1973: Le train en marche / Die Kamera in der Fabrik (89 Min., mit Chris Marker), Septembre chilien / Chilian September (39 Min., mit Bruno Muel, Théo Robichet). 1974: Avec le sang des autres / The Blood of the Others (52 Min., mit Bruno Muel).

Foto: © ISKRA

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