Schrei der Revolte in Angola
„Monangambeee!“ Von Hütte zu Hütte, von Dorf zu Dorf weitergegeben, ließ dieser Schrei in Angola selbst die Mutigsten erblassen. Männer, Frauen und Kinder ergriffen die Flucht und suchten Deckung im Busch.
„Monangambeee“: das hieß soviel wie ‚Weißer Tod‘, zumindest jedoch eine sichere Deportation ohne Rückkehr. Früher begleitete dieser Schrei die Ankunft der portugiesischen Sklavenhändler.
Heute ertönt immer noch der gleiche Schrei, das gleiche Pfeifen über die Weite Angolas: er ist Erkennungszeichen und Signal zum Sammeln für die Volksbefreiungsfront.
MONANGAMBEEE, das ist aber auch der Titel eines Films von Sarah Maldoror, adaptiert nach einer Novelle des nationalistischen angolesischen Schriftstellers Luandino Vieira. Vieira wurde 1961 verhaftet und verbüßt augenblicklich eine Gefängnisstrafe von 14 Jahren.
Eine der Besonderheiten dieses Kurzfilms ist die Tatsache, daß er von der C.O.N.C.P. (Konferenz der nationalen Organisationen der portugiesischen Kolonien), deren Präsident jetzt Marcelino do Santos ist, produziert wurde. Zum ersten Male tritt eine politische Organisation als Filmproduzent auf: man will dieses Werk durch Vermittlung der Kooperative SLON kommerziell auswerten, d.h. an das Fernsehen und die Filmkunsttheater in aller Welt verkaufen.
Die Atmosphäre des Leidens
Der Film wurde in Algerien unter der technischen Beihilfe der Nationalen Volksarmee (A.N.P.) und unter der Schirmherrschaft der FLN von einer Regisseurin aus Guadelupe gedreht; er warf ein ungewöhnliches Problem auf, nämlich das seiner Nationalität. Man entschied sich für die des Autors Luandino Vieira, der somit dem ersten angolesischen Film Geburtshilfe leistete. (…)
(…) Sarah Maldoror unterwirft sich nicht dem linearen Fortgang der Geschichte, sie beschreibt nicht das Spiel eines kolonialistischen Henkers mit seinem Opfer in einem klassischen Gefängnis; es kam ihr vielmehr darauf an, die Atmosphäre des Leidens und der Entfremdung der bedrängten Menschen in einer kolonialistischen Gesellschaft aufs Neue zu gestalten, im langsamen Rhythmus und in einem Stil der Ambivalenz.
„Ich hätte natürlich ebenso in einem klassischen Gefängnis drehen können. Z.B. in Barberousse. Aber das ist ja schon fast ein Museum ... Ich wollte etwas ganz anderes: man soll fühlen, wie die Gefängnisse in den portugiesischen ‚Kolonien‘ aussehen: vollgestopft mit Menschen, zerberstend ... Daher habe ich die Höhlen des Observatoriums von La Bouzareah vorgezogen. Als die Frau Lucas Mateus besucht, gerät sie in die erstickende, hermetisch abgeschlossene Kelleratmosphäre, in der die Männer aufeinandergepfercht warten. Und worauf warten sie? Darauf, von hier fortgeschickt zu werden – wohin, das weiß man nicht.“
(Nadia Kasji, Infoblatt Nr. 39, 1. Internationales Forum des jungen Films, Berlin 1971, Download PDF)