28 Min. Portugiesisch.
Apiyemiyekî? ging aus der Ausstellung „Meta-Archive 1964–1985“ im Sesc-Belenzinho hervor, die einer kritischen Kosmologie der Militärdiktatur in Brasilien gewidmet war. Der Film basiert auf dem Archiv des brasilianischen Pädagogen und Kämpfers für die Rechte der Indigenen, Egydio Schwade: Die Casa da Cultura de Urubuí enthält über 3000 Zeichnungen, die von den im brasilianischen Amazonasgebiet heimischen Waimiri-Atroari während ihrer ersten Alphabetisierung angefertigt wurden. Zeichnen wurde, basierend auf der kritischen Pädagogik des brasilianischen Pädagogen und Philosophen Paulo Freire, zu einer der ersten Methoden von Wissensaustausch und -produktion. Die häufigste Frage der Waimiri-Atroari, die dabei aufkam war: Warum brachte Kamña („der Zivilisierte“) Kiña (Waimiri-Atraori) um? Apiyemiyekî? (Warum?). Die Zeichnungen dokumentieren und konstruieren ein kollektives visuelles Gedächtnis und bezeugen zugleich eine Reihe von gewalttätigen Angriffen, denen die Waimiri-Atroari während der Diktatur ausgesetzt waren. Der Film animiert und überträgt ihre Zeichnungen auf die Landschaften und Stätten, von denen sie erzählen, mit dem Versuch, ihre Frage zu beantworten und im Vertrauen darauf, dass Erinnerung ein notwendiger Antrieb für den Aufbau einer gemeinsamen Zukunft ist.
Ana Vaz, geboren 1986 in Brasília, Brasilien, nutzt Film als Mittel, um die Wahrnehmung von Land, Sprache und Ort durch visuelle und akustische Resonanzen kritisch zu verorten. Ihre als Filmgedichte komponierten Filme bewegen sich entlang von Territorien und Ereignissen, die von den fortwährenden Folgen innerer und äußerer Formen des Kolonialismus und deren Prägung auf Land, Menschen und nichtmenschliche Lebensformen heimgesucht werden. Als Erweiterungen oder Konsequenzen ihrer Filme beinhaltet ihre Praxis auch Texte, kritische Pädagogik, Installationen, Filmprogramme oder ephemere Events. Ihre Filme wurden auf Filmfestivals, in Seminaren und Institutionen gezeigt und diskutiert. Gemeinsam mit Tristan Bera, Nuno da Luz, Elida Hoëg und Clémence Seurat gründete sie das Kollektiv COYOTE, eine interdisziplinäre Gruppe, die in einer Reihe von konzeptuellen und experimentellen Formen ökologie- und politikwissenschaftlich arbeitet.