1-Kanal-Videoinstallation, 6 Min. Englisch.
Memory Also Die ist der Beginn einer Trilogie, die Erinnerung als politisches Tabu in den Mittelpunkt stellt. Vor 50 Jahren, mit dem Biafra-Krieg, entstand das kollektive Trauma, das den Tod der Erinnerung in Nigeria verantwortet. Was an der Gegenwart lässt uns die Vergangenheit nicht loslassen? Unter den Igbo-sprachigen Menschen im östlichen Nigeria gibt es das Wort „Echezona“: nie vergessen. Eine mögliche tiefere Bedeutung, wie dieser Film sie verwendet, wäre: Vergessen ist tabu.
Mit Archivfilmmaterial und persönlichen Texten geht der Film von der alten Idee aus, dass das Persönliche politisch ist – in dem Sinne, dass das kollektive Vergessen ein politisch gewollter Vorgang ist. Die 1970er-Jahre nach dem Biafra-Krieg waren eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, geprägt von einer seltsamen Mischung aus Optimismus, Träumen und Vorwärtsstreben einerseits und von Niederlage, Desillusionierung und Verzweiflung andererseits. Es war auch eine Zeit des Schweigens, der Migration und des Exils im Vergessen. Die offizielle Geschichtsschreibung förderte das kollektive Schweigen, das kollektive Vergessen sowie das kollektive Wegdriften von der Erinnerung.
Didi Cheeka, geboren 1971 im ostnigerianischen Bundesstaat Anambra, ist ein off-Nollywood-Regisseur und Filmkritiker. Er ist der Herausgeber von Lagos Film Review, Mitbegründer und Kurator der Lagos Film Society – einem alternativen Kino, das der Gründung von Nigerias erstem Arthouse-Kino gewidmet ist – und künstlerischer Direktor von Decasia – 1st Berlin-Lagos Archival Film Festival. Aktuell arbeitet er an dem Dokumentarfilm War on Memory: The Forgotten History of Nigeria’s Post-War Cinema und dem Spielfilm In Silence & In Tears. Cheeka ist derzeit damit beschäftigt, die wiederentdeckten nationalen audiovisuellen Archive Nigerias zu digitalisieren. Er ist ein Berlinale Talents-Alumni und lebt und arbeitet vorwiegend in Lagos.