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75 Min. Spanisch.

Drei Männer in Uniform, irgendwo im Urwald Kubas, simulieren einen Einsatz in Angola; kubanische Truppen unterstützten die MPLA, die Volksbewegung zur Befreiung Angolas, ab Mitte der 1970er Jahre bis in die späten 1980er Jahre. Die drei Veteranen trainieren Kampfabläufe mit der Machete oder schmieren sich zur Tarnung mit Erde ein, dann geht es weiter und weiter durch die dichte Fauna, ohne dass wir je genau wüssten, wohin und warum. Einen Auftrag haben sie, das wird gesagt, den Kampf müssen sie fortführen, Revolutionäre sein für immer, heißt es mehrmals. Einer der Männer beginnt, an der Sinnhaftigkeit des Ganzen zu zweifeln, einem anderen fault langsam das Bein ab, traumatische Erinnerungen werden geteilt. Entre perro y lobo erzählt von einem anhaltenden revolutionären Kampf, der keiner ist, von Männern, die immer weitermachen und nur sehr langsam an einen Punkt kommen, an dem sie ihr Tun in Frage stellen. Der Regen, Nebel und Tau, die Blätter, Gräser und Äste umgeben und verschlucken die drei, alle revolutionären Durchhalteparolen verhallen in der Gleichgültigkeit einer Natur, der die Frage nach dem Sinn fremd ist. (ab)

Irene Gutiérrez wurde in Ceuta (Spanien) geboren. Sie absolvierte ein Bachelorstudium im Bereich Dokumentarfilm an der International Film School of San Antonio de los Baños (Kuba) und schloss ein Masterstudium im Bereich Fine Arts und Cinema Studies ab. 2014 und 2017 nahm Gutierrez an den Berlinale Talents teil. Zurzeit ist sie Doktorandin an der Universität Carlos III zu Madrid. Entre perro y lobo ist ihr zweiter abendfüllender Film.

Rituale der Brüderlichkeit

Der Satz „Der Krieg ist schlecht“ ist nicht neu, der Ausgangspunkt „Der Krieg ist schlecht, aber das einzige, was uns ein Gefühl von Lebendigkeit verleiht“ hingegen ist ein kraftvolles Paradox. Das Eingreifen des kubanischen Militärs in den Angola-Krieg war sowohl für die Schlussphase dieses längsten Bürgerkriegs in Afrika als auch für die Befreiung Namibias und letztlich für die Abschaffung der Apartheid ausschlaggebend. Die Protagonisten des Films – sowie 380.000 weitere internationalistische kubanische Kämpfer – blieben drei Jahre in Angola und brachten gleichermaßen die Ideale wie auch die militärischen Techniken der Revolution in das afrikanische Land.
Auch heute gibt es in Kuba Auseinandersetzungen, die geführt, Feinde, die bekämpft werden müssen. Doch was bedeuten Parolen wie „immer kampfbereit“ oder „Vaterland oder Tod“? Was geschieht heute mit all denen, die als junge Männer für diese Ideale gekämpft haben? Wie wird man damit fertig, dass heutzutage viele Schwierigkeiten der Vergangenheit einfach ausgeblendet werden und dass das Vaterland, ja sogar die Geschichte selbst, diese Männer vergessen hat, weil sie nicht mehr benötigt werden? Vielleicht ist es diese Frage, die Estebita, Miguel und Alberto veranlasst, sich in ihre täglichen Trainingseinheiten zu flüchten, sich jenseits von Zeit und Raum an einen Ort zu begeben, an dem sie sich würdig, präsent, stark und vor allem geistig jung fühlen. Es ist ein Ritual der Brüderlichkeit, das sie am Leben hält.

Arbeiten mit Zeit
Um diese Grenzsituation auszuloten, arbeitete ich systematisch mit Zeit als Schlüssel der Entdeckungen: Zeit für Recherchen, Zeit für Dreharbeiten und Zeit für jede einzelne Einstellung. Unser Ziel war es nicht, einen Film über eine Gruppe von Personen zu machen, sondern den Film gemeinsam mit ihnen zu realisieren. Die Zeit mit ihnen und der Zugang zu ihnen waren dementsprechend von entscheidender Wichtigkeit. Sobald wir vollständig in die Arbeit an dem Dschungelfilm eingetaucht waren, beschäftigten wir uns gemeinsam mit Fragen der Darstellung der Trainingseinheiten der Männer oder auch des filmischen Ansatzes einer Visualisierung ihrer Nachkriegstraumata.
Auf diese Weise entwickelte sich eine performative Mischform zwischen Fiktion und Dokumentarfilm – der ideale Ansatz, um die Geschichte auszuleuchten. Der Drehplan, die physische Erschöpfung und die Landschaft als explodierendes Element der Kriegserinnerungen trugen das Ihre zum Film bei. Es ging weniger darum, einen politischen Film zu drehen, als darum, das Kino selbst zu politisieren. Der Ausgangspunkt bestand darin, Methode, Form und Inhalt zu verbinden, Archetypen, Symbole, Slogans, das Historische und auch das Politische zu überwinden, um das menschliche Befinden in seiner sublimsten Form zu zeigen, seine reinste und notwendige Essenz: den Widerstand.
Ich hoffe, dass diese filmische Katharsis einen vertrauensvollen Prozess der kollektiven Therapie für diese Männer einleitet, ihnen hilft, ein historisches Kapitel in ihrem Leben abzuschließen oder zumindest als Dokument dient, die historischen Widersprüche aus der Perspektive tausender anonymer Helden anzuerkennen, die noch am Leben sind und die die besten Jahre ihres Lebens einem entfernte fremden Krieg geopfert haben. (Irene Gutiérrez)

Produktion Viana González, José Alayón, Marina Alberti. Produktionsfirmen Autonauta Films (Havanna, Kuba), El Viaje Films (Teneriffa, Spanien). Regie Irene Gutiérrez. Drehbuch Irene Gutiérrez, Lisanda López Fabé. Kamera José Alayón. Montage Cristóbal Fernández. Musik Cristóbal Fernández, Rafael de Jesús Ramírez, Oscar Moreno. Sound Design Carlos E. García. Ton Alfonso Fontela. Kostüm Helena Girón. Regieassistenz Alejandro Alonso. Production Managers Viana González, Marina Alberti. Co-Produzent*innen Carlos E. García, María Alejandra Mosquera. Co-Produktion Blond Indian Films. Mit Miguel Soto, Alberto Santana, Juan Bautista López.

Weltvertrieb Bendita Film Sales

Filme

2012: Diarios de frontera / Border Diaries (25 Min.). 2014: Hotel nueva isla (71 Min.). 2019: Diarios del exilio / Exile Diaries (43 Min.).

Foto: © José Alayón

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