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(1) Performing Script, The Nancys, eine szenische Recherche, Workshop mit Angelika Levi und Nancy Torres Geoninatti 23.– 25. August 2019.

(2) Territorium Tijuana, IMAC, Instituto Municipal de Arte y Cultura, 31. Juli–22. September 2019, siehe https://territorium-tijuana.org/en/intro-about-the-project/ (letzter Abruf am 25. Mai 2021).

(3) Madres y Familias Deportadas en Accion, siehe https://madresdeportadas.wixsite.com/enaccion; Border Line Crisis Center: https://www.facebook.com/borderlinecrisis/ (letzter Abruf am 25. Mai 2021).

(4) Donna J. Haraway: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän, Frankfturt a.M. 2018.

Performing Script

Performing Script (1) fand im Rahmen des Ausstellungsprojekts Territorium Tijuana (2) im August 2019 in Tijuana in Mexiko statt. Wir bekamen Unterstützung von den Organisationen Madres y Familias Deportadas en Acción und dem Border Line Crisis Help Center (3), in deren Räumlichkeiten auch die Innenaufnahmen gedreht wurden. Der 3-tägige Workshop basierte auf Texten aus Audioaufnahmen von Nan Torres Geoninatti und Nancy Jancovich von 2001, zwei argentinischen Asbestreinigerinnen in New York.

Ich wollte die heutige Situation an der Grenze zwischen Mexiko und den USA mit den zwanzig Jahre zurückliegenden Erinnerungen von Nan und Nancy verknüpfen und herausfinden, wie die beiden Zeiten filmisch gleichzeitig erzählt werden können.

Nan und ich schrieben das Performancekonzept in Los Angeles. Uns inspirierte ein neu verlegtes Magazin Womens Work, das 1975 von Alison Knowles und Annea Lockwood herausgegeben wurde und Performance-Scores verschiedener Künstlerinnen vereinte. Ich war begeistert von einer Performanceanleitung von Pauline Oliveros, obwohl sie eigentlich für eine College- oder Universitätsumgebung gedacht war.

Wir bildeten drei Gruppen, eine davon war: „guards of sound and image“. Jede Gruppe hatte ihre Accessoires und Aufgaben. Die „guards“ machten Kamera, Ton und spielten Musikinstrumente. Sie trugen während der Performance Masken der Luchadores (mexikanische Wrestler). Die Anonymisierung war ein Schutz für die Darsteller*innen und zugleich wir zitierten die Lucha-Filme, ein mexikanisches B-Picture-Genre aus den 50er-Jahren, in denen die maskierten Helden gegen das Verbrechen, Mumien, Zombies, Vampire und andere böse Mächte kämpfen.

Wir inszenierten einige Szenen inmitten der Alltagsrealität nahe dem Ped-West Grenzübergang in Tijuana Norte unter den wachsamen Blicken der Grenzpolizei und dem Kartell, vor den Arbeiter*innen auf dem Weg zu den Maquiladoras (Billiglohn-Fabriken multinationaler Unternehmen an der Grenze zu den USA), umgeben von evangelikalen Christ*innen, bummelnden Tourist*innen und Händler*innen, die ihre Waren über die Brücke schoben. Unsere Werkzeuge waren Körper, Stimme, Kamera, Ton, Staubsauger, Wischlappen, Overalls, Klebeband, Plastikhandschuhe, Mund-Nasen-Schutz, die Masken einiger berühmter Luchadores, US-amerikanische Fahnen und Ehrenmedaillen, Trompete und Trommel.

Collage

Die Collage besteht aus Fotos und persönlichen Dokumenten von Nan und Nancy während der Zeit in New York, Stills aus feministischen Filmen, einem Foto von Valie Export, einer Zeitschrift über das Leben der Queen of Salsa und Zeichnungen von Fernand Deligny. Ich montierte sie im Jahr 2017 im Zusammenhang mit dem langen Film THE NANCYS, an dem ich seit 2014 arbeite. Sie zeigt einen Teil meiner Recherche, das Bedürfnis, die dominanten Diskurse und im Loop laufenden medialen Bildarchive des 9/11 aus meinem Kopf auszumisten und mit Mitteln feministischer Kritik die Fortschreibungen verdrängter Geschichte zu erkennen. Die Erzählweise des Films orientiert sich unter anderem an dem Konzept der spekulativen Fabulation von Donna Haraway: „Erzählen von Geschichten und Erzählen von Fakten, das Muster möglicher Welten und Zeiten, materiell-semiotischer Welten, vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Welten.“(4)

Angelika Levi

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