Dr. Fritz Liebl, ein junger Arzt aus Straubing, der in einer Tropenklinik in Aného im sogenannten deutschen Schutzgebiet arbeitete, regelte in dieser offiziellen Erklärung vom 12. Oktober 1909 die Unterhaltszahlungen an Kokoé Edith Ajavon und den gemeinsamen Sohn Johann, der im Januar 1910 zur Welt kommen sollte.
Transkription des Dokuments in den Bildunterschriften
Lome, den 12. Oktober 1909<br> Anwesend Assessor Dr. Asmus als Bezirksamtmann<br> Es erscheint der Regierungsarzt Dr. Liebl zuletzt in Anecho (?) und erklärt:<br> Ich habe mit der Eingeborenen Kokoe Aite Ayaron aus Anecho (?) während meines Aufenthalts im Schutzgebiet zusammengelebt. Die Kokoe erwartet jetzt ein Kind, das etwa im Januar 1910 geboren werden dürfte. Ich habe heute auf den Namen der Kokoe bei der D.W.B. (?) den Betrag von 700 M. deponiert, hierzu kommen weitere 300 M., die H. Baumeister Metzger mir schuldet und für die Kokoe bei der D.W.B. einzahlen wird. Dieser Gesamtbetrag von 1000 M. ist in erster Linie für das zu erwartende Kind bestimmt. Ich bitte den Betrag
in vormundschaftliche Verwaltung zu nehmen und zunächst der Kokoe bis zur Geburt des Kindes monatlich 20 M. auszuzahlen. Wird das Kind ein Mulattenkind, so soll der Kokoe anläßlich der Geburt der Betrag von 50 M. ausgezahlt werden. Für die folgenden 2 Jahre bitte ich der Kokoe zur Unterhaltung des Kindes monatlich 10 M. auszuzahlen. Nach Ablauf dieser 2 Jahre sollen die Zahlungen an die Mutter aufhören, und der noch vorhandene Restbetrag im Interesse des Kindes durch die Vormundschaftsbehörde verwandt werden. Sollte das Kind ein schwarzes Kind werden, so bitte ich der Mutter 200 M. auszuzahlen und den Rest an mich zurück zu schicken. Kokoe wird bis zur Geburt
in Lome im Hause ihres Bruders, des Heilgehilfen Emanuel Ajaron, bleiben. Geht sie später nach Anecho zurück, bitte ich den Restbetrag nebst Akten nach dort zu überweisen. Ich werde Kokoe anweisen, sich die fällige .... beim Bezirksamt abzuholen. Die D.W.B. wird das Depotbuch dem Bezirksamt aushändigen. Dr. Liebl<br> geschlossen<br> Dr. Asmus (?)
Während der deutschen Kolonialzeit in Togo formierte sich ein intellektueller Widerstand. In der britischen Nachbarkolonie Gold Coast erschien die Wochenzeitschrift Gold Coast Leader, in der anonyme togoische Autor*innen die deutsche Kolonialpolitik anklagten.
Der Autor dieses Texts im „Gold Coast Leader“ vom 6. Juli 1912 klagt mit sehr klaren Worten den Verlust der Moral der deutschen Offiziere an: „Die stolze und eitle Aufgeblasenheit der deutschen Beamten in Togoland verpufft zu einem Nichts im Vergleich zu dem unmoralischen Leben, das sie führen.“
Artikel aus dem „Gold Coast Leader“ vom 24. Januar 1914 zur Praxis deutscher Männer, sich mit einheimischen Frauen zu verheiraten. Also Autor*in ist nur „von einem/einer Einheimischen aus Aneho“ angegeben.
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