Die Reihe wirft die Frage auf, wie Kultur im Allgemeinen, Kino im Besonderen, Gesellschaft und Rassismus zusammenhängen. Sie widmet sich dem Schaffen von Schwarzen Regisseur*innen und Regisseur*innen of Color in Deutschland und versteht sich als ein Experiment in geteilter kuratorischer Verantwortung. Dabei wirft sie auch ein Schlaglicht auf ein zu Unrecht zu wenig bekanntes Kapitel deutscher Filmproduktion. Die Filmreihe „Fiktionsbescheinigung“ startete 2021 mit einem Onlineprogramm.
Diesmal haben die Kurator*innen Enoka Ayemba und Biene Pilavci die Filmauswahl getroffen. Unterstützt haben sie dabei Karina Griffith, Jacqueline Nsiah, Can Sungu sowie das Auswahlkomitee des Berlinale Forums. Sechs Programme aus Lang- und Kurzfilmen vereinen Arbeiten aus vier Jahrzehnten, unter ihnen FREMD. YABAN. (2007) von Hakan Savaş Mican mit der wunderbaren Sema Poyraz in einer tragenden Rolle, IN DER WÜSTE (1987), ein Spielfilm von Rafael Fuster Pardo über zwei brotlose Künstler im Vorwende-Berlin, DRECKFRESSER (2000) von Branwen Okpako, ein Dokumentarfilm über einen Schwarzen Polizisten im Sachsen der Nachwendezeit, die Essayfilme DIE LEERE MITTE (1998) und NORMALITÄT 1–10 (1999–2001), beide von Hito Steyerl, sowie ein Film aus der Studienzeit von Raoul Peck, MERRY CHRISTMAS DEUTSCHLAND ODER VORLESUNG ZUR GESCHICHTSTHEORIE II (1985).
Die Kurator*innen erläutern ihre Auswahl in einem Statement: „Die Reihe versteht sich als Momentaufnahme in einem selbstbestimmten und fortlaufenden Prozess der Einmischung und des Widerspruchs. Jeder Film ist ein Vorschlag, den weißen deutschen Blick mit vielfältigen, intersektionalen Perspektiven zu parieren, und allen gemein ist eine eigene visuelle und textuelle Praxis der Zeugenschaft von innen, nicht vom Rand.“
Uns geht es um die Frage der Zugehörigkeit. Welche Filme und welche Filmemacher*innen sind anerkannt und selbstverständlicher Teil der Filmkultur und welche nicht? Und weshalb ist das so? — Enoka Ayemba