Dieser Film ist das Ergebnis eines Recherche- und Arbeitsprozesses, der sich über mehr als vier Jahre erstreckte. Anfang 2018, nach der Rückkehr von einem längeren Aufenthalt in Beijing, beschloss ich, mich weiterhin auf den (post-)kommunistischen Osten zu konzentrieren und meinen eigenen biografischen Hintergrund bewusster in meine Arbeit einfließen zu lassen. Im Rahmen des Ausstellungsprojekts „wildes wiederholen. material von unten.“ begann ich mit einer künstlerischen Recherche im Berliner Archiv der DDR-Opposition. Das Filmmaterial, das ich in ES GIBT KEINE ANGST verwendet habe, wurde schon damals, 2018, recherchiert und ausgewählt. Zum Teil wurde dieses Footage in verschiedene eklektische Videos integriert und – in Kombination mit zusätzlichem, selbstgedrehtem Material – in den folgenden Jahren in unterschiedlichen Videoinstallationen gezeigt. Obwohl ES GIBT KEINE ANGST selbst keine neue Aufnahmen enthält, konnte dieser Film erst jetzt fertiggestellt werden.
Was brauchte es, um dort hinzukommen? Während mein anfänglicher Ansatz darauf beruhte, das Archivmaterial aus der DDR mit Giftmülldeponien zu assoziieren, mit Altlasten, die wir als Gesellschaft gerne entsorgen würden, aber nicht wirklich können, habe ich im Laufe der Zeit eine tiefere Beziehung zu dieser Vergangenheit aufgebaut. Das war eine Herausforderung, da es bedeutete, eigene, hochverdichtete Erinnerungen an Gewalt, die ich in der DDR als Kind erlebt habe, integrierbar zu machen. Die künstlerische Forschung RESONANZ – Postsozialistische Gruppenimprovisation, ein langfristiges kollaboratives und partizipatorisches Projekt, das ich in der Zwischenzeit verfolgt habe, unterstütze diese Integration. Auch Matti Gajeks Soundtrack wurde ursprünglich nicht für diesen Film montiert, sondern für unser Improvisationsformat. Schließlich haben verschiedene praktische, politische und analytische Entwicklungsprozesse es mir ermöglicht, eine neue, emotionalere Montage zu machen, in der ich die systematische Angstverdrängung, die in der DDR (und darüber hinaus) geherrscht hat, als solche thematisieren kann.
Anna Zett