Ich begann mich für das Wahrnehmungsphänomen der Pareidolie zu interessieren, als ich über die Schwarze Siedlung Nikodemus in Kansas in den USA recherchierte. Für mich war die Pareidolie eine Frage der Überzeugung. Von allen Seiten von Land umgeben galt Nicodemus als Zufluchtsort für Exodusters – Schwarze Menschen, die nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) aus dem Süden der USA vor Gewalt und Ungleichheit flohen. Die zwei sich widersprechenden Erzählungen über Nicodemus sind schwer in Einklang zu bringen: auf der einen Seite der Reiz einer möglichen Utopie, auf der anderen Seite der Status eines Exils im eigenen Land. Geleitet von der Erinnerung, der Geschichte und den Gerüchten über eine sagenhafte Schwarze Utopie beschäftigte ich mich mit der Frage, wie man die Darstellung von Nikodemus wieder ungeschehen machen könnte.
Wie in vielen Fällen, in denen die Hoffnung der Wegweiser ist, verlasse ich mich auf das Potenzial der Abstraktion, um den Weg zu finden. Ich möchte die Zeug*innenschaft verkomplizieren und das Paradoxon von Wahrheit und Vision berücksichtigen. Ich möchte den/die Betrachter*in durch Erinnerung aufrütteln, das kritische Zuhören erschweren und Zeug*innen durch Unklarheit ehren. Wann kann ein Film eine andere Art der Wahrnehmung und des Schutzes bieten?
Crystal Z Campbell