Regie
Takahiko Iimura
Japan, USA / 1973
69 Min.
/ 6-Kanal-Videoinstallation
/ OF
Originalsprache
Englisch
Als 2006 im Rahmen der 56. Berlinale zum ersten Mal Film- und Videoinstallationen präsentiert wurden, war der Name der neuen Sektion, Forum Expanded, nicht zufällig gewählt. In Referenz auf das „Expanded Cinema“ der 1960er- und ‘70er-Jahre verweist die Sektionsbezeichnung bis heute auf ein Verständnis von Kino, das nicht auf die klassische Kombination aus Projektor, Leinwand und Bestuhlung im dunklen Saal beschränkt ist, sondern immer wieder nach anderen Dispositiven der Präsentation und Rezeption bewegter Bilder sucht. Dieser erweiterte Blick auf das Kino, der nicht nur räumlich, sondern auch gesellschaftlich zu verstehen ist, hat im Arsenal – Institut für Film und Videokunst eine lange Tradition und wenn die Institution (ehemals Freunde der Deutschen Kinemathek) in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum begeht, finden sich in ihrer Geschichte unzählige Beispiele für den Erfindungsgeist, mit dem das Kino als kollektive Erfahrung auch für neue Entwicklungen geöffnet wurde. Eines dieser Ereignisse greift Forum Expanded in der Gruppenausstellung auf:
1973 zeigte das Kino Arsenal – damals in der Welserstraße in Berlin-Schöneberg beheimatet – ein Programm mit Videos des japanischen Künstlers Takahiko Iimura. Der Pionier des Experimentalfilms war zu dieser Zeit als Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in der Stadt. Eine Projektion von Videobildern auf die Leinwand des Kinosaals war im Arsenal noch nicht möglich, also brachten die Mitarbeiter*innen des Vereins private Fernseher ins Kino, die miteinander verschaltet wurden und so ein gemeinschaftliches Erleben des neuartigen Mediums ermöglichten. TIME TUNNEL: TAKAHIKO IIMURA AT KINO ARSENAL, 18. APRIL 1973 erinnert sowohl an diesen Abend als auch an den im Juli 2022 verstorbenen Iimura. Gezeigt werden alle noch verfügbaren Videos des damaligen Programms:
Regie Takahiko Iimura. Courtesy MORI YU Gallery. Cooperation Preparatory Office for Takahiko Iimura Archiving, VCT/Videoart Center Tokyo.
Takahiko Iimura (1937–2022) war ein japanischer Künstler und Filmemacher. Die meiste Zeit seines Lebens lebte er in Tokio und New York. Iimuras künstlerische Praxis bewegte sich zwischen Experimentalfilm, Videokunst, Expanded Cinema, Installation und Medienkunst. Iimura arbeitete mit vielen Vertreter*innen der japanischen Avantgarde der 1960er-Jahre zusammen und war maßgeblich daran beteiligt, Kunst und Film in der aufkeimenden Experimentalfilmszene der Nachkriegszeit zusammenzuführen. Seine Filme sind oft konzeptionell ausgerichtet und fordern die zuschauende Person dazu auf, über die Materialität der Medien und die Flüchtigkeit der Zeit nachzudenken. Als erfolgreicher Autor und Mitherausgeber der Filmzeitschrift „Kikan Film“ berichtete er über seine Erfahrungen bei internationalen Ausstellungen und wurde zu einem Bindeglied zwischen der japanischen und der internationalen Kunstszene.
Filme (Auswahl): 1962: Shikan ni tsuite / On Eye Rape (10 Min.), Iro / Color (12 Min.), Ai / Ai (Love) (10 Min.). 1963: Sakasama / Upside Down (14 Min.). 1964: Ura to omote / Inside & Outside (2 Min). 1966: Watashi wa kage o mita / I Saw the Shadow (13 Min.), New York Scene (40 Min.), New York Video Diary (47 Min.). 1968: Summer Happenings, U.S.A. (23 Min.). 1969: Film-makers (28 Min.). 1970: Film Strips (24 Min.), Buddha Again (17 Min.), Isu / A Chair (10 Min.), Blinking (18 Min.). 1971: Shutter (25 Min.), Time (5 Min.), Moon Timed (15 Min.), Time Tunnel (35 Min.). 1972: Timed 1,2,3 (8 Min.), Counting: 1 to 100 or Xs (From Models, Reel 2) (12 Min.). 1973: Register Yourself: Berlin Tape (30 Min.), Register Yourself: New York Tape (39 Min.). 1974: Self Identity (41 Min.). 1975: Observer/Observed (20 Min.). 1976: Shifting (22 Min.). 1978: MA (Intervals) (17 Min.). 1979: I=You=He/She (30 Min.). 1982: A・I・U・E・O・NN (10 Min.). 1984: Ayers Rock (40 Min.). 1987: I Love You (5 Min.). 1990: Monet no suiren no niwa no ho e / To the Garden of Water Lilies (31 Min.). 1995: Performance/Myself (29 Min.).
Diese Arbeit ist Teil des Projekts „Arsenal 60 ff.“, gefördert vom Haupstadtkulturfonds
Ulrich Ziemons im Gespräch mit Stefanie Schulte Strathaus und Julian Ross (Englisch)