ÎNTRE REVOLUȚII (Between Revolutions) besteht auf der visuellen Ebene ausschließlich aus Archivmaterial, das die Lebensschicksale von zwei Frauen – Studienkolleginnen und Freundinnen, eine aus Rumänien, die andere aus dem Iran – wiedergibt, die beide in unterschiedlichen patriarchalen Gesellschaften leben.
Es ist ein hybrider Film, der Archivbilder, echtes Dokumentarmaterial und fiktionale Elemente vereint, und dessen Kern der Briefwechsel zwischen zwei Frauen bildet. Die Brieftexte stammen von Lavinia Braiste, einer der begabtesten rumänischen Gegenwartsschriftstellerinnen, sie stützen sich sowohl auf Dokumente der Geheimpolizei wie auf die Gedichte zweier wichtiger Schriftstellerinnen aus Rumänien beziehungsweise dem Iran, Nina Cassian und Forugh Farrokhzad.
Ich begann die Arbeit an diesem Film vor über drei Jahren, nachdem ich eine Studie über die ausländischen Studierenden gelesen hatte, die während der kommunistischen Phase in Rumänien lebten. Mich interessierten hauptsächlich die Menschen, die in den Siebzigern und frühen Achtzigern aus dem Nahen Osten kamen, um in einem abgeschotteten Land wie Rumänien zu studieren. Während dieser Jahre betrieb Rumänien eine Strategie der Öffnung gegenüber den so genannten blockfreien Staaten und holte als Gegenleistung für die Vergabe von Wirtschafts- und Infrastrukturprojekten an rumänische Arbeitskräfte und Ingenieure ausländische Studierende an die rumänischen Universitäten.
Ich wollte mehr über den Tagesablauf meiner Mutter erfahren, über ihre Hoffnungen und Träume, über die Härten, die man als Frau damals zu ertragen hatte.
Ich interessierte mich ganz allgemein dafür, besonders aber für persönliche Geschichten. Ich unterhielt mich lange mit meiner Mutter über ihre Studienzeit. Sie studierte Ende der Siebziger Medizin. Sie zeigte mir Fotos von damals, wir sprachen über Politik, das tägliche Leben und über ihre Kommiliton*innen aus anderen Ländern. Ich war immer neugierig, wie Rumänien, das sich als kommunistisches Land so stark von den kapitalistischen westlichen Gesellschaften unterschied, während dieser Jahre für Außenstehende aussah. Außerdem wollte ich mehr über den Tagesablauf meiner Mutter erfahren, über ihre Hoffnungen und Träume, über die Härten, die man als Frau damals zu ertragen hatte.
Ich bin 1979, im Jahr der Iranischen Revolution, geboren, und war zehn Jahre alt, als es in unserem Land zur Revolution kam, ein Ereignis, das ich mit meinen Eltern live am Fernseher verfolgte. Die beiden Ereignisse stellten für mich sozusagen historische Zäsuren dar; ich glaube immer noch, dass die Revolutionen gegen die Schah-Diktatur im Iran und gegen das Ceaușescu-Regime in Rumänien zu den wichtigsten politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts gehören. All das zusammengenommen wuchs sich schließlich zu ÎNTRE REVOLUȚII aus, einem Film, der Politik mit Poesie mischt, sehr private Geschichten mit staatlicher Propaganda, Briefe mit Archivmaterial.
Für mich ist ÎNTRE REVOLUȚII ein Film über die jüngste Vergangenheit, deren Echo in unsere Gegenwart hineinreicht. Dieser Film präsentiert eine subjektive weibliche Geschichte zweier Länder, die mit anderen politischen Systemen experimentierten, einem islamischen und einem kommunistischen, in denen Menschen langsam von einem politischen Repressionsapparat zerrieben wurden. Es ist ein Film, der mit den jüngsten Ereignissen im Iran korrespondiert, wo Frauen erneut für ihre Rechte kämpfen, genau wie 1979. Ihr heutiger Kampfschrei „Zan, Zendegi, Azadi!“, wenn er auch nicht im Film auftaucht, drückt aus, was Zahra und Maria ebenfalls für sich beanspruchen: „Frauen, Leben, Freiheit!“
Vlad Petri
Übersetzung: Clara Drechsler, Harald Hellmann