Auf die Idee zu ISHI GA ARU (There Is a Stone) bin ich vor drei Jahren gekommen, bei einem Ausflug mit Freunden. Wir waren nach Nagano gefahren, in ein Ferienhaus, das den Eltern eines der Freunde gehörte und das tief in den Bergen lag, mitten in der Natur.
Als wir entlang eines nahegelegenen Flusses spazieren gingen, hockte sich einer unserer Freunde hin und begann, nach Steinen zu suchen. Wir taten es ihm alle nach und fingen ebenfalls an, nach unseren Favoriten Ausschau zu halten. Einen Stein, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, hoben wir auf und schauten ihn einfach an. Immer und immer wieder.
Wie viel Zeit wir dort wohl verbracht haben? Nach und nach konnten wir die Steine kaum mehr erkennen, daran merkten wir, dass die Sonne im Begriff war unterzugehen. Jeder nahm sich seine Lieblingssteine und wir machten uns auf den Heimweg. Plötzlich rief mein Freund: „Ich habe meinen Lieblingsstein verloren.“ Wir baten ihn, uns die besonderen Merkmale zu beschreiben und begaben uns auf die Suche, wobei wir das Flussufer mit unseren Handys ableuchteten. Bei diesem schwachen Licht stellte sich das Unterfangen, den Stein finden zu wollen, allerdings als unmöglich heraus.
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Alle anderen schliefen noch. Also lief ich zum Fluss, um den verlorenen Stein zu suchen. Als ich die Stelle wiedersah, konnte ich nicht anders, ich musste lächeln. Da lagen unzählige, von der Morgensonne beschienene Steine. Wie um alles in der Welt wollte ich da den Lieblingsstein meines Freundes finden, zumal ich lediglich eine Beschreibung davon erzählt bekommen hatte? Ich bezweifelte, dass mein Freund selbst in der Lage gewesen wäre, den Stein wiederzuerkennen. Und selbst wenn wir ihn wiederfänden: Welchem Zweck würde er dienen?
Ich stand einfach am Fluss und freute mich über den Humor, der in dieser Situation lag.
Diese Erfahrung hat einige Fragen aufgeworfen. Warum haben wir so viel Zeit darauf verwendet, Steine aufzusammeln und zu untersuchen? Warum habe ich mich für diesen Stein entschieden und nicht für jenen? Das sind überaus triviale Fragen, doch ich hatte das Gefühl, sie nicht ignorieren zu dürfen. Und so beschlossen wir, dieser Erfahrung durch das Drehen eines Films auf den Grund zu gehen.
Tatsunari Ota
Übersetzung: Stefan Pethke