9. – 30. Juni auf arsenal 3.
GÖLGE, zu Deutsch Schatten, ist nicht nur der Name der weiblichen Hauptfigur, sondern beschreibt auch deren Zustand. Sie steht im Schatten der engen Wohnung, in der sie mit ihren Eltern und einer Schwester wohnt. Mit den schweren Möbeln, den dunklen Wänden und den schlechten Lichtverhältnissen bietet diese Wohnung kein schützendes Zuhause. Sie ist vielmehr wie eine weitere, lärmende Filmfigur, ein Wesen, das alle Familienmitglieder einengt, auch wenn diese dagegen ankämpfen. Umso lichter sind die Momente, in denen Mutter und Tochter den strengen Vater austricksen, damit er Gölge erlaubt, abends aus dem Haus zu gehen.
Doch auch auf den Straßen von Berlin-Kreuzberg findet Gölge keine Ruhe. Die neugierigen Nachbarn, ebenfalls Vertreter*innen der sogenannten ersten türkischen Gastarbeitergeneration, lassen die junge Frau nicht in Frieden. In der Schule und bei ihren ersten schüchternen Begegnungen mit jungen Männern erlebt die Protagonistin, wie sie exotisiert wird. Um ihrer selbst willen fühlt sie sich nirgendwo angenommen. Nur in ihren Tagträumen, in ihrer Sehnsucht nach einem Schauspielstudium, zeichnet sich ein Ausweg ab. Bis Gölge auch dort die Enge spürt. (Biene Pilavci)
Sofoklis Adamidis, geboren 1944 in Griechenland. Er studierte zunächst Bühnenkunst, Philosophie, Theaterwissenschaft und Philologie, anschließend Filmregie. Sofoklis Adamidis ist verstorben, das genaue Todesjahr ist unbekannt.
Sema Poyraz Geboren 1950 in Zonguldak, Türkei. Sie studierte Orientalistik und Theaterwissenschaft, im Anschluss Filmregie. Sema Poyraz ist als freie Autorin, Regisseurin und Schauspielerin tätig, seit 2019 ist sie festes Ensemblemitglied des Gorki Theaters in Berlin.
Produktion Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin(DFFB), Sender Freies Berlin (SFB). Regie, Buch Sofoklis Adamidis, Sema Poyraz. Kamera Sofoklis Adamidis, Asil Başyildiz. Montage Thomas Balkenhol, Eduard Gernart, Matthias V. Gunten. Musik Johannes Liebau Ton Nana Gravesen, Hanjo Breddermann. Produktionsleitung Joachim Rothe, Hans Willy Müller. Mit Semra Uysal, Yüksel Topçugürler,Birgül Topçugürler,Fatos Alkan,Asil Başyildiz,Hans Jörg Golz,Ülkü Alkan,Selim Alkan,Michael Fritsche,Yıldız Saraç-Fritsche.
Filme Sofoklis Adamidis: 1977: Ana Bekhair (Ko-Regie: Jibril Awad, 65 Min.); Kleiner schwarzer Fisch (Ko-Regie: Sema Poyraz). 1980: Gölge (Ko-Regie: Sema Poyraz, 97 Min.). 1981: Turda – ein Alltag (Ko-Regie: Sema Poyraz, 40 Min.).
Filme Sema Poyraz: 1977: Der kleine schwarze Fisch (Ko-Regie: Sofoklis Adamidis, 25 Min.); Heute Homberg – morgen Du (Ko-Regie: Peter Petrides). 1980: Gölge (Ko-Regie: Sofoklis Adamidis, 90 Min.). 1981: Turdag (Ko-Regie: Sofoklis Adamidis, 50 Min.). 1985: Stille Nacht im fremden Land (Ko-Regie: Monika Schmid, 30 Min.). 1986: Überwindbare Hindernisse (90 Min.). 1987: Halbmond und Preußenadler (45 Min.); Selbstbilder – Fremdbilder (90 Min.). 1988: Die Türhüter (30 Min.). 1991: Alles beim Alten (27 Min.); Zurück unter den Schleier (28 Min.). 1992: Im Herzen ein fernes Ziel (25 Min.) 1993: Oda (12 Min.). 1997: Amour en guerre (52 Min.).