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FIPRESCI-Preis Berlinale 2024

FIPRESCI (Fédération Internationale de la Presse Cinématographique) ist der internationale Verband der Filmkritiker*innen, die bei allen wichtigen Filmfestivals Preise vergeben. Die Jury für das Berlinale Forum 2024 bestand aus Nicolás Medina (Uruguay), Sebastiaan Khouw (Niederlande) und Schayan Riaz (Deutschland). FIPRESCI vergibt Preise für jede Sektion der Berlinale.

Aus dem Forum-Programm wurde ausgezeichnet: THE HUMAN HIBERNATION von Anna Cornudella Castro, ein Gedankenexperiment zwischen SciFi und Meditation mit eindrücklichen Bildern.

Die Jury begründet ihre Entscheidung folgendermaßen: „In einer Zeit, in der dem Publikum die Bedeutung von Filmen ausbuchstabiert wird, ist es erfrischend, einen sehr persönlichen Film zu sehen, der für verschiedene Interpretationsmöglichkeiten offen ist. In diesem mutigen Werk, das in einer herausfordernden Umgebung gedreht wurde, findet sich ausreichend Platz für tiefgründige Reflexionen über das Leben, die Natur, die Familie und den Platz des Menschen in der Welt. Durch die Kombination von außergewöhnlichem Sounddesign und feinfühliger Kameraarbeit wirkt dieser Film nicht wie ein Erstlingswerk.“

Ökumenische Jury 2024

Der Preis der Ökumenischen Jury für einen Forumsfilm geht an den lettischen Filmemacher Dāvis Sīmanis und seinen Film MARIJAS KLUSUMS (Maria’s Silence). Der Preis wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland gestiftet und ist mit 2.500 Euro dotiert.

Die Begründung der Jury: „Dieser Schwarz-Weiß-Film erzählt die wahre Geschichte der Stummfilmschauspielerin Maria Leiko, die von Deutschland nach Sowjetrussland reist und vom Regime gefangen genommen wird. Maria und die lettische Theatertruppe, in der sie engagiert war, wurden Opfer der massiven Säuberungen dieser Zeit. Die Jury würdigt die Wandlung der Hauptfigur, die die Übel des Systems miterlebt und sich schließlich für das Schweigen als Form des Widerstands gegen die ungeheuerliche Gewalt entscheidet.

Außerdem ging eine Lobende Erwähnung an INTERCEPTED von Oksana Karpovych. „Gespräche zwischen russischen Soldaten und ihren Familien wurden von der ukrainischen Armee abgehört. In diesem Dokumentarfilm konfrontiert Regisseurin Oksana Karpovych die Aufnahmen dieser Gespräche mit Bildern von zerstörten ukrainischen Häusern und Dörfern. Durch diese Konfrontation entsteht eine Kollision und eine eindrucksvolle Darstellung des Krieges.“

Die Präsidentin der ökumenischen Jury 2024 war die tschechische Benediktinerin Francesca Simuniová. Daneben gehörten der Jury die Filmemacherin Karin Becker (München), die Filmexpertin Anita Nemes (Ungarn), der französische Filmkritiker Jacques Champeaux, der US-amerikanische Religionswissenschaftler Brent Rodriguez Plate und die lettische Produzentin Marta Romanova-Jekabsonen an.

Die Ökumenische Jury ehrt Filme, die wichtige soziale und interreligiöse Themen in den Blick nehmen. Ökumenische Jurys gibt es auf über 30 Festivals, sie werden konfessionell paritätisch besetzt.

Amnesty Filmpreis

Beim Amnesty Filmpreis, der von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Deutschland ausgelobt wird, erhielt Oksana Karpovych für INTERCEPTED eine lobende Erwähnung der Amnesty-Jury.

CICAE Art Cinema Award

Der CICAE Art Cinema Award geht in diesem Jahr an die Filmemacherin Narges Kalhor und ihren Film SHAHID, einem aberwitzigen Werk zwischen Realität und Fiktion, Theater und Musical. Aus der Begründung der Jury: SHAHID ist „ein einzigartiges und mutiges Filmwerk, dem es gelingt, Konventionen und Grenzen zu sprengen.“ Der Film wird ausgezeichnet „für seinen stilistisch und thematisch vielschichtigen Ansatz, der einen außerordentlich ehrlichen und intimen Film hervorbringt, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, obwohl er wichtige und folgenreiche Themen berührt. Für eine Regisseurin, der es gelingt, Realität und Fiktion, Humor und Tragödie, verschiedene Kunstformen und menschliche Emotionen zu einer kraftvollen filmischen Mischung zu vereinen.“

Der CICAE Art Cinema Award wird von der International Confederation of Arthouse Cinemas vergeben (Confédération Internationale des Cinémas d’Art et d’Essai). Er wird von einer internationalen Jury aus Kinobetreiber*innen und -Programmern verliehen und zielt darauf ab, qualitativ hochwertige Filme in die Arthouse-Kinos zu bringen. Die Jury bestand aus Anca Caramelea, Andrea Crozzoli und Stefan Malešević.

Caligari-Filmpreis

Narges Kalhor und SHAHID haben auch schon am Freitag (23.2.) den Caligari-Filmpreis erhalten. In der Jury-Begründung erklärt die Caligari-Jury:

„So wie Narges Kalhor ihre Identität zwischen verschiedenen Ländern, Kulturen und Sprachen finden muss, so wechselt auch der Film ständig virtuos die eigenen Register: zwischen Fiktion und Dokumentation; Tragik und Komik; Genrekino und Experimentalfilm; Zeitlupe und Zeitraffer; Film, Film im Film und Behind the Scenes. Konsequent hinterfragt er die eigene Form, immer wieder wird die Fiktion brüchig und neue doppelte Böden tun sich auf. Die Kreisbewegung erweist sich als Spirale in die Untiefen der eigenen Biografie und der kollektiven Vergangenheit.“

Link zur News und der vollständigen Begründung der Jury

Teddy Awards

Auch Forum Expanded geht nicht leer aus. Zuza Banasińska wird für ihren GRANDMAMAUNTSISTERCAT mit dem Teddy Award als bester Kurzfilm ausgezeichnet.

Die Teddy-Jury begründet den Preis folgendermaßen: „Wir haben diesen Film für seine spielerische, feministische, autofiktionale Auseinandersetzung mit chauvinistischem, propagandistischem Archivmaterial ausgezeichnet. Dieses wurde von einem polnischen Lehrfilmstudio in der kommunistischen Ära produziert. GRANDMAMAUNTSISTERCAT hinterfragt witzig und hintergründig, die Fortführung der darin eingebetteten binären Geschlechternormen.“

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