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Die unabhängigen Jurys der Berlinale bestehen aus Kritiker*innen-, Leser*innen- und Verbandsjurys, die Filme aus dem ganzen Programm der Berlinale auszeichnen. Wir stellen hier diejenigen vor, die in diesem Jahr Forumsfilme mit Preisen gewürdigt haben. Die vollständige Liste der unabhängigen Jurys findet sich auf der Webseite der Berlinale. Der Caligari-Preis für FWENDS wird in einer gesonderten News behandelt.

FIPRESCI Preis Berlinale 2025

FIPRESCI (Fédération Internationale de la Presse Cinématographique) ist der internationale Verband der Filmkritiker*innen, die bei allen wichtigen Filmfestivals Preise vergeben. Die Jury für das Berlinale Forum 2025 bestand aus Timmy Chih-Ting Chen, Sofia Alvarez Salas und David Katz. FIPRESCI vergibt Preise für jede Sektion der Berlinale.

Aus dem Forum-Programm wurde LA MEMORIA DE LAS MARIPOSAS von Tatiana Fuentes Sadowski ausgezeichnet. In dieser filmischen Recherchereise in die Vergangenheit folgt die Regisseurin der Spur einer alten Fotografie zweier indigener junger Männer und dekonstruiert die Geschichte des kolonialen Kautschuk-Handels in Lateinamerika im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Die Jury begründet ihre Entscheidung folgendermaßen: „Für die fesselnde Wirkung seiner geheimnisvollen Klanglandschaft, die innovative Verwendung photochemischer Texturen und die eindrucksvolle Verwendung von Archivmaterial, um unseren Blick und unseren Zustand des Nichtwissens zu verstärken, den die Regisseurin in ihrer eigenen respektvollen Distanz nachahmt, und dafür, dass sie uns für das Leben von Omarino und Aredomi öffnet, zwei indigene Männer, die nach London verschleppt wurden, um öffentlich zur Schau gestellt zu werden, verleihen wir unseren Jurypreis für die Sektion Forum an Tatiana Fuentes Sadowskis THE MEMORY OF BUTTERFLIES.“

LA MEMORIA DE LAS MARIPOSAS hat ebenfalls eine lobende Erwähnung beim Berlinale Dokumentarfilmpreis erhalten.

Preis der Ökumenischen Jury 2025

Der Preis der Ökumenischen Jury für einen Forumsfilm geht an den US-amerikanischen Filmemacher Brandon Kramer und seinen Film HOLDING LIAT.

Die Begründung der Jury: „HOLDING LIAT befasst sich mit dem Schicksal einer israelischen Frau, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas verschleppt wurde. Ohne den Ausgang der Geiselkrise zu kennen, begannen die Filmemacher eine respektvolle und konzentrierte Chronik einer Familie in Angst und Schrecken. Dieser Dokumentarfilm zeigt genau das, was unsere Zeit so bitter nötig hat: die Bereitschaft, differenzierte Gespräche zu führen und Komplexitäten und Kontroversen auszuhalten, ohne die Diskussion darüber abzubrechen.“

HOLDING LIAT erhielt auch den Berlinale Dokumentarfilmpreis 2025.

Die Ökumenische Jury ehrt Filme, die wichtige soziale und interreligiöse Themen in den Blick nehmen. Ökumenische Jurys gibt es auf über 30 Festivals, sie werden konfessionell paritätisch besetzt. Die Jurymitglieder 2025 waren Juan Carlos Carrillo Cal y Mayor, Peter Ciaccio, Valérie de Marnhac, Christian Olding, Dr. Brigitta Rotach und Dr. Stefanie Schardien.

CICAE Art Cinema Award

Der CICAE Art Cinema Award geht in diesem Jahr an die Filmemacherin Marie Luise Lehner und ihren Film WENN DU ANGST HAST NIMMST DU DEIN HERZ IN DEN MUND UND LÄCHELST. Darin erzählt sie die Geschichte der 12-jährigen Anna und ihrer gehörlosen Mutter, die in Wien zwischen Anpassung und Solidarität ihren Weg sucht.

Die Jury-Begründung: „Wir drei fühlen uns von einem sehr offenen, unbeschwerten und unvoreingenommenen Film umarmt, der seine Figuren nicht in Schubladen steckt, sondern sie offen zu Wort kommen lässt. WENN DU ANGST HAST NIMMST DU DEIN HERZ IN DEN MUND UND LÄCHELST könnte für uns drei ein neuer Slogan werden. Es ist ein reichhaltiger, komplexer und lohnender Film von einer neuen Stimme. Marie Luise Lehner hat eine bemerkenswerte künstlerische Leistung erbracht, indem sie viele aktuelle soziale Themen mit einer vielfältigen Besetzung von Charakteren aufgegriffen hat und es uns ermöglicht und uns dazu befähigt, wir selbst zu sein. Vor allem aber hatten wir eine wunderbare Zeit mit diesem Film und wir hoffen aufrichtig, dass er ein möglichst breites Publikum erreicht.“

Der CICAE Art Cinema Award wird von der International Confederation of Arthouse Cinemas vergeben (Confédération Internationale des Cinémas d’Art et d’Essai). Er wird von einer internationalen Jury aus Kinobetreiber*innen und -Programmern verliehen und zielt darauf ab, qualitativ hochwertige Filme in die Arthouse-Kinos zu bringen. Die Jury bestand aus Juliette Duret, Marlene Hofmann und Jure Matičič.

Teddy Jury Award

Auch der Teddy-Jury-Award 2025 ging an Marie Luise Lehner und ihren Film WENN DU ANGST HAST NIMMST DU DEIN HERZ IN DEN MUND UND LÄCHELST.

Die Jurybegründung: „Die zwölfjährige Hauptfigur navigiert durch ein präzise gezeichnetes soziogeografisches Umfeld, wechselt darin nicht nur die Schule, sondern auch das Milieu. Die Erfahrungen, etwas Besonderes zu sein, sind ambivalent, aber die Erkundungen der Identität führen weder zu eindeutigen Lösungen noch in die Katastrophe. Dieser Film trifft den Kern unserer Gegenwart mit trügerischer Leichtigkeit, bevölkert seine Welt mit queeren Menschen, besteht gleichzeitig auf der grundlegenden Queerness der Existenz – und behauptet schließlich, dass die körperliche Autonomie niemals der institutionellen Kontrolle überlassen werden darf.“

Der TEDDY AWARD, der bedeutendste queere Filmpreis der Welt, ist eine gesellschaftlich engagierte politische Auszeichnung, die Filmen und Personen zugutekommt, die queere Themen auf einer breiten gesellschaftlichen Ebene kommunizieren und somit einen Beitrag für mehr Toleranz, Akzeptanz, Solidarität und Gleichstellung in der Gesellschaft leisten. Die Jury-Mitglieder 2025 waren Raul Niño Zambrano, Allegra Madsen und Jan Künemund.

Heiner-Carow-Preis

Den Heiner-Carow-Preis 2025 erhält der Film PALLIATIVSTATION von Philipp Döring, eine vierstündige Institutionsbeobachtung einer Palliativstation im Berliner Franziskus-Krankenhaus. Hier dokumentiert Döring einige Monate zwischen Frühjahr und Sommer, begleitet Ärzte in die Visite und bei Gesprächen mit Angehörigen und lauscht dem internen Austausch des Teams.

In der Jurybegründung heißt es: „Mit dem Tod vor Augen rückt das Menschsein in den Mittelpunkt dieses Films. Einfühlsam und klar wird der Alltag in einer Klinik für unheilbar Erkrankte beobachtet. Gemeinsam mit dem Stationspersonal und den Sterbenden wird das Publikum mit existenziellen Fragen konfrontiert und an das erinnert, was das Wesentliche im Leben ist: zuhören, trösten, aufrichtig füreinander da sein – im Grunde ist es unfassbar, angesichts dieses Films, dass wir in solch’ hasserfüllten Zeiten leben. PALLIATIVSTATION ist zutiefst humanistisch und zeigt die unverzichtbare Bedeutung von Empathie, die wir doch eigentlich alle in uns tragen. Das kostbarste Gut ist Zeit. Dieser Film zeigt, wie wertvoll sie ist. Es ist eine leise, aber tief bewegende Hommage an das Leben, zu dem eben auch das Sterben gehört.“

Der Heiner-Carow-Preise ist ein deutscher Nachwuchspreis und wird sektionsübergreifend an die Regie eines ersten oder zweiten deutschen Langfilms vergeben. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird von der DEFA-Stiftung ausgelobt. Jurymitglieder 2025 waren Jide Tom Akinleminu (Kameramann und Regisseur), Barbara Bartlet (DEFA-Stiftung) und Annika Pinske (Regisseurin).

Leser*innen-Jury des Tagesspiegel

Die Leser*innen-Jury des Tagesspiegel zeichnet 2025 den Film THE SWAN SONG OF FEDOR OZEROV von Yuri Semashko aus. Darin sucht ein junger Musiker nach seinem Glückspulli, ohne den er keine Songs schreiben kann, und begegnet dabei Freunden, Frauen und Fremden, wird hineingezogen in Gespräche mit skurrilen Charakteren voller Angst und Ego.

Die Jurybegründung: „Der Film über einen jungen Musiker, der vor dem drohenden Weltuntergang unbedingt noch einen guten Song schreiben will, zeigt auf einfühlsame Weise den (un)möglichen Umgang mit einer gegenwärtigen Perspektivlosigkeit. Dabei überzeugt er durch seine originelle Gestaltung und humorvolle Dialoge. Das berauschende Spielfilmdebüt eines belarussischen Regisseurs und eines Ensembles von Immigrant*innen im polnischen Exil.“

Die Tagesspiegel-Leser*innen-Jury 2025 setzte sich zusammen aus Maximilian Simbolon, Manuela Ziegler, Theresa Wiesweg, Katja Horstmann, Amari Barash, Julian Gabrysch und Akito Ruhl.

Der Preisträger Yuri Semashko war zur Preisverleihung am Samstag schon abgereist. Der Preis wurde von den Berliner Ko-Produzenten Marc-Daniel Dichant und Christian Riegel entgegen genommen.

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