Ich wurde in einem friedlichen Goma im östlichen Teil der heutigen Demokratischen Republik Kongo geboren. Später verschlechterte sich die Sicherheitslage. Dies hing vor allem mit der steigenden globalen Nachfrage nach strategischen Mineralien zusammen, die für die High-Tech-Industrien essenziell sind und von denen die Region zahlreiche Vorkommen birgt.
Als Zeuge endloser Kriege, Genozide, Ökozide und der systematischen Plünderung natürlicher Ressourcen durch einen brutalen, globalen Extraktivismus wurde die Arbeit an dem Film von einer ganz grundlegenden Frage angestoßen: Ist eine ethisch-moralisch vertretbare Gewinnung von Rohstoffen wirklich möglich? Der Begriff des Ethical Mining hat mich fasziniert, vor allem, wenn man ihn mit dem Wort „Ausbeutung“ in Zusammenhang bringt. Wie kann die Ausbeutung von Land jemals ethisch sein?
Ist eine ethisch-moralisch vertretbare Gewinnung von Rohstoffen wirklich möglich?
Diese Frage führte mich nach Kolwezi. Begleitet wurde ich dabei von meinem Freund Shawn Escoffery von der Disney Family Foundation und einigen Mitgliedern der Basandja Coalition of Indigenous Peoples and Local Communities for Sustainable Management of the Congo Basin. Unser erster Besuch offenbarte die harte Realität, mit der die lokalen Bergleute angesichts der Übermacht der multinationalen Kupfer- und Kobaltgiganten zu kämpfen haben. Die profitorientierten Konzerne verdrängen die lokale Bevölkerung und erschweren ihr den Zugang zu den Abbaugebieten. An einem Tag wurden wir Zeugen eines gewaltsamen Zusammenstoßes zwischen streikenden lokalen Bergleuten und der kongolesischen Polizei sowie dem Militär, die die Interessen der multinationalen Konzerne verteidigten. Steine flogen, Schüsse fielen, es gab Tote, und unser Auto geriet mitten ins Chaos. Zum Glück kamen wir unverletzt davon, aber das Ereignis hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Dieser erschütternde Moment festigte meinen Entschluss, mit Shawns Unterstützung nach Kolwezi zurückzukehren. Ich wollte herausfinden, ob die lokalen Bergleute neue Bergbaupraktiken erfinden könnten, die auf Gemeinschaftswerten, Nachhaltigkeit und dem Wissen ihrer Vorfahren basieren. Je tiefer ich in die Materie eindrang, desto mehr stieß ich auf systemische Barrieren, die die kongolesischen Bergleute daran hindern, ihre rudimentären Techniken zu erweitern.
MIKUBA ist ein Aufruf, sich neu vorzustellen, was möglich ist, wenn wir die Ökologie der Vorfahren und die Rechte der Indigenen in die Debatten über die Ausbeutung der Ressourcen einbeziehen.
Die Bergbaugesetze verschärfen diese Ungerechtigkeit noch, wie Maman Tshilefe Muvuloka, die Koordinatorin der Frauenkooperative d’Exploitant Miniere Maendeleo, erklärte:
„Es gibt spezifische Gesetzesartikel, die besagen, dass Gebiete mit geringem Mineralvorkommen an Bergbaugenossenschaften vergeben werden sollten. Diese lokal verankerten Genossenschaften sind bestrebt, die eigenen natürlichen Ressourcen für die Gemeinschaft nutzbar zu machen. Gebiete mit hohem Mineralvorkommen werden jedoch an externe Investoren vergeben. Wie sollen wir uns in einem solchen Rahmen nachhaltig entwickeln?
Von uns wird erwartet, dass wir vom Kleinbergbau zu größeren industriellen Betrieben übergehen, doch die den lokalen Genossenschaften zugewiesenen Gebiete haben einen geringen Mineraliengehalt.
Kann beispielsweise ein Standort mit flachen Lagerstätten, die nur bis zu 30 Meter tief reichen, die für den Bau einer Fabrik erforderlichen Ressourcen liefern? Auf keinen Fall. Dies bedeutet, dass die lokalen Bemühungen untergraben werden, während Gebiete mit hohem Mineraliengehalt an Investoren abgetreten werden.
Das bestehende System benachteiligt die kongolesischen Bergleute und Gemeinden strukturell und macht sie zu unbedeutenden Akteur*innen, während die so genannten Investoren den größten Teil der Gewinne einstreichen. Das ist der Kern des Problems.“
MIKUBA ist mehr als eine Geschichte. Er ist ein mir entgegengebrachtes Vertrauen und ein Privileg, das mir die Bergleute vor Ort gewährt haben, indem sie mich in ihre Welt einließen. Ihr Vertrauen ermöglichte es, diese Geschichte aus dem Inneren ihrer Gemeinschaft heraus zu erzählen – aus einer Perspektive, die nicht nur Menschen, sondern auch das Land und alle Lebewesen (die Basandja) mit einbezieht.
Dieser intime Einblick erlaubte mir, eine Erzählung zu entwickeln, die das Publikum zum Nachdenken anregt – eine Erzählung, die im Kinosaal beginnt, sich aber auf das Feld und die Gemeinschaft ausweitet und zu konkreten Aktionen und der Vorstellung von Möglichkeiten jenseits der Systeme normalisierter Gewalt anregt.
Der Film ist ein Versuch, den Stimmen Gehör zu schenken, die oft zum Schweigen gebracht werden. Es ist ein Aufruf, sich neu vorzustellen, was möglich ist, wenn wir die Ökologie der Vorfahren und die Rechte der Indigenen in die Debatten über die Ausbeutung der Ressourcen einbeziehen.
Petna Ndaliko Katondolo