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In den 1950er Jahren begannen Kunst- und Filmakademien des Ostblocks enge Kontakte zu arabischen Regierungen in Nordafrika und im Nahen Osten zu knüpfen, um über kulturellen Austausch kommunistische Ideale zu verbreiten. Bereits Anfang der 1960er Jahre wurden nordafrikanische Studierende eingeladen, an Institutionen wie der Filmhochschule in Łódź ein Studium aufzunehmen – ein Prozess, der bis zur politischen Krise in Polen 1968 fest etabliert war. Gleichzeitig wurde der Sechstagekrieg von 1967 politisch instrumentalisiert um die erzwungene Ausreise von Jüdinnen und Juden zu rechtfertigen, darunter auch Dozierende und Intellektuelle, von denen viele in Polen geblieben waren, weil sie dem Zionismus kritisch gegenüberstanden.

MIRACULOUS ACCIDENT reflektiert diesen Moment und verknüpft historisches Found Footage mit einem inszenierten Film. Der Film erforscht das Bild des „Feindes“ in Europa – zwischen Arabern und Juden – aus einer östlichen Perspektive während des Kalten Krieges. Die Handlung bietet einen anderen Ausgangspunkt, um durch eine imaginäre Liebesgeschichte über unsere Gegenwart nachzudenken.

Die Figur des Nadir ist von der Lebensgeschichte des Filmemachers Abdelkader Lagtaâ inspiriert, der die Rolle auch im Film spielt. Lagtaâ studierte zu dieser Zeit an der Filmhochschule in Łódź und trug zur Zeitschrift Souffles bei – dem einflussreichen marokkanischen Magazin für Poesie, das in den 1960er Jahren von Abdellatif Laâbi gegründet wurde und sich zu einer Plattform für radikale politische Ideen und kulturelle Debatten entwickelte. Später drehte Lagtaâ LA MOITIÉ DU CIEL (HALF THE SKY, 2015), einen Film über Laâbi und seine Zusammenarbeit mit Abraham Serfaty in einer klandestinen politischen Bewegung. Seine Erfahrungen und unsere Gespräche wurden zur Inspirationsquelle und prägten das Drehbuch und die Ideen, die während der Recherchephase des Projekts entstanden.

MIRACULOUS ACCIDENT fängt den Schnittpunkt von Kino und Widerstand ein, indem er seine Handlung aus neu inszenierten Szenen und Ausschnitten aus Student*innenfilmen von Lagtaâ und seinen Kommiliton*innen aus den 1960er Jahren webt.

Assaf Gruber

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