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Ich habe mich gefragt, wo mein abhanden gekommener Orgasmus hin ist. Wo ist er abgeblieben? Wohin ist er verschwunden? Ins Weltall? Nach jahrelanger Therapie kann ich darüber lachen, aber als Überlebende sexuellen Traumas ist diese Frage dennoch schwer zu beantworten. Als mich eines Sommers eine Organisation mit dem Namen idle women dazu einlud, auf einem Boot einen abgelegenen, ländlichen Kanal herunterzuschippern und ein Theaterstück zu schreiben, lehnte ich mich zurück und dachte: Es geht nicht nur mir so. Viele Menschen hadern mit Sex und Millionen von Frauen in der ganzen Welt sind von der Möglichkeit, Lust zu erfahren, abgeschnitten, da sie als Mädchen gefährlichen traditionellen Operationen unterzogen werden.

Ich will Fragen zu gender-bezogener Gewalt und Kontrolle in einer Geschichte bündeln und das alles auf erhebende, afrofutiristische, afroqueere Weise wiederum irgendwie mit dem Weltall verbinden.

Ich setzte mich mit FORWARD in Verbindung, einer gemeinnützigen Organisation, die von afrikanischen Frauen geleitet wird, und lernte von ihnen viel über weibliche Genitalverstümmelung. Ich bin zudem queer, und Intersex-Aktivist*innen wie Del LaGrace Volcano und Valentina Vecchietti klärten mich über ungewollte Operationen auf, die viele Kinder in Europa und anderswo erleiden, die intersex sind. Doch das I am Ende von LGBTQI wird oft vergessen und nur selten wird es im Zusammenhang mit weibliche Genitalverstümmelung besprochen. Warum? Ich dachte: Diese Probleme haben alle dieselbe Wurzel – ich will diese Fragen zu gender-bezogener Gewalt und Kontrolle in einer Geschichte bündeln und das alles auf erhebende, afrofutiristische, afroqueere Weise wiederum irgendwie mit dem Weltall verbinden.

Rückblickend ist es komisch: Ich machte mich auf die Suche nach Antworten auf meine Anorgasmie und wurde auf dem Weg ganz zufällig zur Filmemacherin.

Und dann fand ich diesen außergewöhnlichen Mythos der Dogon aus Mali, der all dieses Themen zu umfassen schien und für das Script eine zentrale Rolle einnahm. Ich gab Workshops über die Macht der Lust und erschuf ein magisches Theaterstück mit dem Titel STARS. Auf dem Boot traf ich auch die Künstlerin Candice Purwin und ihre großartigen Zeichnungen wurden Teil der Live-Show mit einem DJ, der von Debo Adebayo gemixte Musik spielte. Dann kam Covid und die Live-Show wurde verschoben. Doch unverzagt sagten wir uns: Lasst uns einen Film aus dem Teil der Show machen, der von dem Dogon-Mythos handelt. Wir brachten Tyler Friedman an Bord, verbanden meine Stimme mit der Musik und den Zeichnungen und so entstand ein 7-minütiger Animationsfilm, der auch den Titel STARS trägt.

Rückblickend ist es komisch: Ich machte mich auf die Suche nach Antworten auf meine Anorgasmie und wurde auf dem Weg ganz zufällig zur Filmemacherin. Das Theaterstück wurde schließlich in einer Produktion der Tamasha Theatre Company am ICA in London aufgeführt, gewann den Off West End Theatre Award für das beste Stück des Jahres 2024 und wird diesen Sommer im Brixton House in London wiederaufgeführt. Bis dahin hoffe ich, dass Ihr die Geschichte in diesem filmischen Format genießt und ich hoffe, dass die Erzählung Euch dazu animiert, zu reden, zu reden und zu reden und so Sex- und Gendertabus zum Verschwinden bringt.

Mojisola Adebayo

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