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Was für ein schreckliches Ding das Kino doch ist. Welch nostalgisches Durcheinander es uns in die Augen reibt...

Was für ein Wunder das Kino doch ist, dieser Hinterhof voller unvermeidbarer Gespenster, die wir als Triumphe des Geistes inszenieren – des Inviduums, der Gemeinschaft, der Ahnen? – und der an der Grenze unseres Vergessens existiert.

Dieser Text handelt von der Zerbrechlichkeit der Zeit, von den Wunden eines Filmemachers und von der Idee, die all den Filmen zugrunde liegt, die wir machen, um etwas zu hinterlassen. Er handelt von der Unmöglichkeit, an die Erinnerung an eine Frau (Zizi, meine Großmutter) heranzukommen, die so viele Zeiten, Geheimnisse und Schichten auf ihrem Rücken trug, in ihren Fingernägeln und ihren Worten.

Ist in einem Land, das aus Ruinen und verschütteten Stimmen besteht, das einzig mögliche Kino eines der Heimsuchung? Könnte das Kino ein magischer Berg sein, der uns Zuflucht bietet und uns nährt, wie ein riesiger, gärender, liebender und unumgehbarer Baum?

Eine vergrabene kulturelle Erinnerung ist ein Zeichen des Todes. Eine vergrabene Saat ist ein entstehendes Leben. Woher wissen wir, ob unsere Kino-Nostalgie ein Grab oder ein Samen ist?

Manchmal erscheint uns ein Film als der letztmögliche. Manchmal fühlt es sich an, als sei er der erste den wir je gemacht haben. Ist dieser Film, dieser ZIZI, vielleicht der einzige Film, den ich in meinem Leben hätte machen sollen (sogar schon bevor ich überhaupt Filmemacher wurde)? Nicht, weil er besser (oder schlechter) als die anderen Filme ist, die ich versucht habe zu machen, sondern weil er der eine Film ist, in dem all die anderen Filme – die von vor 20 Jahren und die in der ungewissen Zukunft liegenden – zusammenkommen, wo sie gepflanzt werden oder vergraben?

Eine vergrabene kulturelle Erinnerung ist ein Zeichen des Todes. Eine vergrabene Saat ist ein entstehendes Leben. Woher wissen wir, ob unsere Kino-Nostalgie ein Grab oder ein Samen ist?

Dieser Kurzfilm ist also lediglich ein Versuch ein Ritual zu erschaffen, in dem diese Kino-Frau (diese Fabel-Frau) in dem Hinterhof, den sie erschuf, wieder in unserer Mitte ist und uns hilft diese Frage zu beantworten.

Zwischen stiller Schönheit und den lauten Narben einer (zu brasilianischen?) Familie, versuche ich, zu den Resten unserer Körper und zu einem Ort zurückzukehren, der ebenso herkömmlich wie magisch ist und der von Gewalt, Glück und Exil erschaffen wurde.

Und so bleiben uns, zwischen einem ewigen Baum und einer ewigen Frau, nur die Überbleibsel eines Filmemachers, der ich einmal sein wollte, der ich in Zukunft sein könnte oder der nie existiert hat. Wer weiß, vielleicht bin ich es ja und die Filme, die ich gemacht habe, sind nur Staub einer Geschichte, die Dona Zizi (eines Weihnachtsabends) unter dem Geäst dieses Baums (mit seinen riesigen Früchten) erfand? Dort, wo ich so oft nichts sehnlichster wünschte, als zu verschwinden.

Felipe M. Bragança

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