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Das falsche Wort

The Lie
Filmstill aus DAS FALSCHE WORT von Melanie Spitta und Katrin Seybold. Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem Dokument. Über dem Foto eines Sinti-Jungen prangt der Stempel der Kriminalpolizei mit Hakenkreuz und das handschriftlich eingetragene Datum 30. Januar 1943.
Melanie Spitta, Katrin Seybold, DAS FALSCHE WORT (Still) © Filmmuseum München
  • Regie

    Katrin Seybold, Melanie Spitta

  • BRD / 1987
    84 Min. / OmeU

  • Originalsprache

    Deutsch, Romenes

Die Stimme der Beweisführung und Anklage aus dem Off ist eindringlich, präzise und unnachgiebig. Sie gehört Melanie Spitta, Kind von Überlebenden der Sinti-Verfolgung in der NS-Zeit. Spitta hält in Das falsche Wort den „Faden der Wahrheit“ fest, wie ihre Ko-Regisseurin Katrin Seybold es formulierte, bei dieser ersten zusammenhängenden Darstellung des Genozids an den deutschen Sinti. Rekonstruiert anhand von unveröffentlichten „Polizeiakten und Fotos der Rassenforscher, Dokumenten der totalen Erfassung und Registrierung“.

Spitta gegenüber öffnen sich Überlebende der Lager, die in Gesprächen von Schrecklichem erzählen. Nicht zuletzt vom Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit ihnen, den wenigen, die überlebten: „Die Gerichte glaubten den Tätern, nicht uns, den Opfern.“ Alles an diesem Umgang war falsch, eine „Wiedergutmachung“ fand nicht statt. Je ruhiger Spitta spricht, desto klarer wird, welche Kraft es sie kostet. Desto lauter aber ist gleichsam das brutale Unrecht in die Welt geschrien. (Gaby Babić)

Restaurierte Fassung des Filmmuseums München unter Aufsicht von Stefan Drößler und Carmen Spitta, ausgeführt von Film Shift GmbH im Rahmen des Förderprogramms Filmerbe von BKM, Länder und FFA.

Regie Katrin Seybold, Melanie Spitta. Buch Melanie Spitta, Katrin Seybold. Kamera Alfred Tichawsky, Heiner Stadler, Klaus Bartels. Montage Annette Dorn. Musik Georges Boulanger. Ton Werner Dobusch. Produzent*in Katrin Seybold. Produktionsfirma Katrin Seybold Film GmbH.

Weltvertrieb Filmmuseum München

Katrin Seybold, 1943 in Bromberg (Bydgoszcz) geboren, aufgewachsen in Stuttgart. Nach dem Studium der Kunstgeschichte drehte sie ab 1969 erste Filme über die Studentenbewegung in Film-Cooperativen. Regieassistenzen bei Ula Stöckl und Edgar Reitz. Seit 1975 arbeitete sie als Regisseurin für ARD und ZDF, 1979 Gründung der eigenen Produktionsfirma. Über 60 Filme und Fernsehproduktionen, mehrfach ausgezeichnet, zu sozialen Fragen und zur deutschen Geschichte. Seit 1994 war sie Mitglied der Akademie der Künste (Berlin) und lebte bis zu ihrem Tod im Juni 2012 in München.

Melanie Spitta, 1946 in Hasselt (Belgien) geboren. Fast ihre gesamte Familie wurde während des Völkermordes an den Sinti und Roma ermordet. Sie engagierte sich als Bürgerrechtlerin für die Gleichstellungder Frauen unter den Sinti und in der gesamten Gesellschaft und war als Beraterin und Publizistin tätig. Sie war die erste deutsche Sinteza, die Filme realisierte. 1999 wurde Melanie Spitta mit dem damals erstmals von Günter Grass gestifteten Otto-Pankok-Preis ausgezeichnet für ihre Arbeit, „weil sie der Erinnerungslosigkeit entgegenwirkt“. Sie starb 2005 in Frankfurt am Main.

Filme

Katrin Seybold: 1970: Die wilden Tiere (Kurzfilm; mit Gerd Conradt). 1971: Akkordarbeiterin beim Osram-Konzern (Kurzfilm; mit dem Kollektiv Westberliner Filmarbeiter). 1978: Gorleben (Kurzfilm), Schäfereigenossenschaft Finkhof (Kurzfilm). 1980: Schimpft uns nicht Zigeuner (Kurzfilm; mit Melanie Spitta). 1981: Wir sind Sintikinder und keine Zigeuner (Kurzfilm; mit Melanie Spitta), Wir sind stark und zärtlich (Kurzfilm). 1982: Es ging Tag und Nacht, liebes Kind (mit Melanie; Berlinale Panorama). 1983: Ein wild, roh, tobend, Volk (Kurzfilm). 1985: Das erste Mal über 130 Gefahren (Kurzfilm). 1986: Gefahr für den König (Kurzfilm). 1987: Das falsche Wort / The Lie (mit Melanie Spitta). 1990: Deutsch ist meine Muttersprache (Kurzfilm), Ich möchte immer darüber reden (Kurzfilm). 1993: Es ging rasend schnell (Kurzfilm). 1994: Mut ohne Befehl (Berlinale Panorama). 1995: Wut im Bauch (Kurzfilm). 1998: Nein! Zeugen des Widerstandes in München 1933-1945 (Berlinale Panorama). 2000: Ludwig Koch (Kurzfilm). 2003: Lichtsucher (Kurzfilm). 2008: Die Widerständigen. Zeugen der Weißen Rose. 2015: Die Widerständigen „also machen wir das weiter...“ (posthum).

Melanie Spitta – ausgewählte Filmografie: 1980: Schimpft uns nicht Zigeuner (mit Katrin Seybold) (45 min.). 1981: Wir sind Sintikinder und keine Zigeuner (mit Katrin Seybold) (22 min.). 1982: Es ging Tag und Nacht, liebes Kind (mit Katrin Seybold) (76 Min.), 1987: Das falsche Wort (mit Katrin Seybold) (84 Min.)

Nach der Projektion von DAS FALSCHE WORT am 17.02. um 16:00 h im Arsenal würdigen ihre Tochter, die Aktivistin Carmen Spitta, und Petra Rosenberg, Vorsitzende der Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn, im Gespräch mit Gaby Babić und Barbara Wurm, Melanie Spittas unermüdliche politische Arbeit, die vielfachen Widerständen trotzen musste.

Bonusmaterial

Regiekommentar

  • Filmstill aus DAS FALSCHE WORT von Melanie Spitta und Katrin Seybold. Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem Dokument. Über dem Foto eines Sinti-Jungen prangt der Stempel der Kriminalpolizei mit Hakenkreuz und das handschriftlich eingetragene Datum 30. Januar 1943.

    Regiekommentar

    Zeitgenössisches Regiestatement (1987) von Katrin Seybold und Melanie Spitta

  • Filmstill aus DAS FALSCHE WORT von Melanie Spitta und Katrin Seybold. Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem Dokument. Über dem Foto eines Sinti-Jungen prangt der Stempel der Kriminalpolizei mit Hakenkreuz und das handschriftlich eingetragene Datum 30. Januar 1943.

    Protokoll

    Protokoll der Filmdiskussion bei der Duisburger Filmwoche 1987

  • Filmstill aus DAS FALSCHE WORT von Melanie Spitta und Katrin Seybold. Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem Dokument. Über dem Foto eines Sinti-Jungen prangt der Stempel der Kriminalpolizei mit Hakenkreuz und das handschriftlich eingetragene Datum 30. Januar 1943.

    Filmkritik

    Filmkritik von Bert Rebhandl

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