1973 war die Welt nach den Umwälzungen der späten 1960er Jahre, die in den militanten Aufständen von 1968 gipfelten, auf den Kopf gestellt. Diese Ereignisse beeinflussten auch die Welt des Kinos, die von der Nouvelle Vague (Neue Welle) aus Frankreich dominiert wurde. Der Feminismus war geboren und die Einführung der Antibabypille bot Frauen ein neues Gefühl der Freiheit.
Die Ära war politisch transformativ und wurde, wie heute, von anhaltenden Kriegen beeinflusst, damals in Vietnam und im Nahen Osten. Der französische Filmemacher Jean-Luc Godard trat als führende Figur in Opposition zur amerikanischen kommerziellen Filmdramaturgie hervor.
Ich habe als Autorin, Schauspielerin und Regisseurin an mehreren Filmen mitgewirkt, die von der Nouvelle Vague inspiriert waren.
In THE LONG ROAD TO THE DIRECTOR’S CHAIR bewahrt die Regie bewusst eine archivarische Qualität. Dieser Ansatz ermöglicht es dem Publikum, die Essenz der Zeit zu spüren, sowohl hinter als auch vor der Kamera.
Für Künstler*innen ist es an der Zeit, ihren filmischen Ausdruck zu entmystifizieren und die Nähe zum Inhalt über eine polierte Form zu stellen, die Gefahr läuft, Distanz zu schaffen oder die Botschaft zu verschleiern.
Jeder große Wendepunkt in der Welt schafft eine neue Leinwand für Künstler*innen. Ich würde behaupten, dass unsere turbulente Welt heute einen solchen Wendepunkt erlebt.
Vibeke Løkkeberg