Das italienische Hinterland besteht aus Gesichtern, Stimmen, alten Geschichten und täglichen Praktiken, die sich auf ein Netzwerk von Echos und Assonanzen stützen. Auf der Suche nach Verbindungspunkten und internen Referenzen lässt sich das Selbstporträt eines lebendigen, geheimnisvollen Landes erahnen.
In einer Vermischung von Performance und Autobiografie legen die Protagonist*innen von CANONE EFFIMERO Zeugnis von Kulturen ab, die noch immer lebendig sind. Ihre vokalen und musikalischen Techniken reisen per mündlicher Überlieferung durch die Zeit. In der Herstellung alter, mystischer Instrumente spiegeln sich die Annahme und Erweiterung von Naturgeistern und himmlischer Ordnung wider.
Angesichts der Tendenz, Randbereiche zu vernachlässigen, versuchen wir mit CANONE EFFIMERO unseren Blick wieder auf weniger bekannte Landschaften zu richten. Körper und Landschaften sind im Format 1:1 miteinander verbunden. Die Gesichter sind byzantinische Ikonen oder mittelalterliche Miniaturen, die Komposition vermeidet den Naturalismus des Dokumentarfilms und nähert sich der Bildhauerei oder Malerei an.
Die Filmbilder leben so als autonome Porträts weiter, als ausgegrabene und ans Licht gebrachte Artefakte, als illustrierte Seiten eines kollektiven Tagebuchs, als fragiler Code, den es zu vervollständigen gilt.
Massimiliano und Gianluca De Serio